Aber jetzt beginnen wir die Stadtrundfahrt. Die Hauptstadt mit über 3 Mio. Einwohnern wurde praktisch erst 1878 gegründet und verfügt daher über kein altes Stadtzentrum. Lehmhütten und verglaste Hochhäuser, Paläste und Standbilder, Straßenmärkte und Grünanlagen reihen sich aneinander.
Wir besichtigen den alten Residenzpalast von Kaiser Haile Selassie, den er später der Universität vermachte. Seine Ausstattung ist bescheiden und praktisch. Der Kaiser genießt noch heute Anerkennung und Verehrung.
Das Etnologische Museum ist sehr sehenswert. Man bewundert die Trachten des Landes, sein Kunsthandwerk, Waffen, Münzen, Werkzeuge, Kultgegenstände und für mich besonders interessant: die Vielseitigkeit der Musikinstrumente (die aber selten gespielt werden).
 
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Vom über 3 100 m hohen Entoto blicken wir auf die Stadt. Der Anblick ist nicht unbedingt atemberaubend (wie im „Nelles“ steht), aber die dünne Luft ist spürbar.
Während der Fahrt zurück in die Stadt sehen wir scharenweise Frauen, die riesige Eukalyptusfuder vom bewaldeten Berg schleppen. Das Holz wird zum Beheizen des Küchenofens benötigt. Am Straßenrand drängen sich die Händler zwischen ihren Ständen.
Mittag wird im „Blue Tops“, einem italienischen Restaurant, abgehalten. Vor Eintritt erfolgt eine Leibesvisitation. Während des guten Mahles kommt sich die Reisegruppe näher. Jetzt wissen wir, daß wir einen Herbert, eine Renate und Erwin dabei haben. Alles lustige, nette Leute. Bei gutem Localbier werden zur Erheiterung Geschichten aus der DDR erzählt.
Später besichtigen wir die architektonisch schöne Dreifaltigkeitskirche. Dafür müssen wir die Schuhe ablegen. Hier liegen die Gebeine der kaiserlichen Familie. Farbig strahlende, meisterliche Kirchenfenster aus Griechenland beleuchten einen prächtigen Kronleuchter. Gläubige küssen die Außenfassade der Kathedrale. Große Steinkreuze auf den Gräbern des Kirchhofes ehren verstorbene Patrioten aus Zeiten der italienischen Besatzung.