Von Ägypten durch den Sudan nach Äthiopien

Ein Reisebericht aus alter Zeit

Es war das Jahr 1960, ich war ein junger Inspektor bei der Finanzverwaltung. In meinem Kopf spukten jedoch Träume, die mit einem ruhigen, braven Beamten kaum vereinbar waren.
Mein Traum war Afrika.
 
Nach Testfahrten in der Sahara mit meiner Freundin und einer 500-er BMW in Marokko reifte der Plan, eine Fahrt quer durch Afrika zu unternehmen. Im April fuhren wir los über Österreich, Jugoslawien, Bulgarien, die Türkei, Jordanien und Syrien erreichten wir über den Libanon afrikanischen Boden in Alexandria.
 
Von Beirut nach Alexandria mussten wir das Schiff benutzen, da die Fahrt über den Sinai nach Ägypten aus politischen Gründen nicht möglich war. Von Alexandria ging es immer nach Süden durch Ägypten in den Sudan, der damals gerade selbständig geworden war. Den sudanesischen Beamten war es offensichtlich noch sehr ungewohnt, von einem „Weißen“ mit Sir angesprochen zu werden. Vom Sudan quer durch eine wüstenähnliche Gegend erreichten wir die äthiopische Grenze.
 
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Nach dieser langen Einleitung nun der eigentliche Reisebericht:
 
Nach Querung der Grenze erwartete uns natürlich zunächst der Zoll. Nach den muslimischen Ländern erwarteten uns freundliche Menschen, insbesondere hochgewachsene Amharinnen, tiefschwarz, aber mit europäisch geschnittenen Gesichtszügen. Uns wurden reife Mangos serviert, traumhafte Früchte, die uns völlig unbekannt waren.
 
Da sich die Zollformalitäten hinzogen und insbesondere die Frage der Kaution für die Motorräder ein längeres Palaver erforderte, wurde mein Freund Erich von zwei Damen abgeschleppt, anders kann man es nicht beschreiben. Er wurde wegen seines roten Bartes von allen Damen als „Barbare Rosso“ angehimmelt. Der Abgang wurde mit einem erheblichen Stirnrunzeln meiner Freundin begleitet. Nach drei Stunden waren die Zollformalitäten beendet.
 
Inzwischen war auch Erich deutlich erschöpft, jedoch mit einem glücklichen Strahlen in den Augen, zurückgekehrt. Nun begann die Fahrt, die uns quer durch Äthiopien führen sollte. Zunächst nach Asmara. Hier war die Verständigung einfach, da viele aus der Zeit der italienischen Kolonie italienisch sprachen. Von Asmara ging die Fahrt durch eine wilde Gebirgslandschaft über hohe Pässe nach Addis-Abeba.