29. 06. Savuti
Das Feuerchen knäckert, und der Gelbschnabeltoko schimpft vor sich hin. Wir zelten im Savuti, und irgendwie riecht es nach Löwe. Das Camp hat kein Namensschild, geschweige denn einen Campwart. An einem Strauch baumelt lose ein Blechschild mit der Nummer 10 herum, der Nummer unseres Stellplatzes. Und es scheint mir eher, dass irgendjemand versehentlich das Schild hat hängen lassen, als dass es Absicht ist. Auf dem ersten Terrain, das so aussah wie ein Campingplatz, trafen wir an den Toiletten einen Elefantenbullen. Dabei fiel mir ein, dass uns erzählt wurde, Savuti würde in den letzten Jahren so austrocknen, dass die Elefanten auf dem alten Campingplatz die Wasserleitungen ausgraben würden. Der Elefant war gerade bei der Arbeit. Als wir uns begegneten, suchten wir beide das Weite - er in die eine, wir in die andere Richtung.
 
 elephant, elefanten-bulle
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Auf dem zweiten Terrain, das Campingplatz sein sollte, war der einzige Wasserhahn, den wir gefunden haben, elefantensicher eingemauert. Dieser Hahn, ein paar Blechnummern und die Open-air-Trockentoiletten, die fürsorglich mit Strohmatten umstellt sind, diese drei Accessoires sind die einzigen Hinweise, dass man hier zelten kann. Zunehmend füllt sich der Platz. Man rückt nicht zu nah, und rückt doch wieder nicht zu weit ab. Das nächste Feuer ist hinter den Bäumen noch sichtbar.
Ich muss jetzt die Taschenlampe ausmachen, denn T. hat etwas um das Zelt schleichen sehen. Und - nachdem wir unser Zelt auf noch gut sichtbaren Katzentatzen aufgebaut haben, und über uns ein geknickter Ast hängt, weil vielleicht etwas zu schwer gewesen war, sollten wir doch nachschauen - sonst schläft der Löwe noch über uns....

 
30. 06. Savuti
Es gab bisher drei Momente, in denen ich tief durchatmen musste. der erste ereilte uns gestern, als wir morgens auf dem Weg von Serondela nach Savuti durch unwegsames, mal sandiges, mal festeres Gelände fuhren und fürchterlich hin und her geruckelt wurden und plötzlich eben - selbst mit dem Jeep - aufsaßen und nach vorn geschleudert wurden. Wir hatten uns nichts getan. Aber ein plätscherndes Geräusch machte uns unruhig. Wir stiegen aus und beobachteten ziemlich entsetzt diese Flüssigkeit, die in Höhe des Tanks unserem Auto entströmte. In Sekundenschnelle lief vor meinen Augen das Szenario ab: Tank läuft leer, mit ihm auch der große an ihn angeschlossene Reservekanister. Aber da sind noch zwei Extra-Kanister, die allerdings nur taugen, wenn wir den Tank wieder dicht bekämen. Womit?? Bei diesem Gedanken angekommen, gibt mein Mann Entwarnung. Es ist Wasser aus dem umgestürzten Wasserkanister, das sich den kürzesten Weg nach unten sucht. Den Verschluss wieder festgezurrt, kann unsere Reise mit ein paar Liter Wasser weniger fortgesetzt werden.
Der zweite Moment des Tief-Durchatmens kam genauso unvermittelt wie der erste. Ich hatte unserer Tochter schon lange vor dem Urlaub eingeschärft, in Afrika keine Steine mit der Hand aufzusammeln, sondern sie erst mit einem Stock umzudrehen, um zu sehen, ob ein Skorpion darunter sei. Skorpione waren für mich immer mit Steinen verbunden. In Savuti gab es keine Steine, nur Sand und Bäume. Wir sammelten Holz fürs Feuer, A. die kleinen Zweige, ich die größeren unter den Bäumen und im Gestrüpp. Alles auf einen Haufen und dann angezündet. Gebannt schauten wir, wie die ersten Flämmchen das Holz umfingen, um dann immer stärker zu züngeln und nach dem Himmel zu greifen. Just in diesem Moment krabbelte ein Tierchen aus dem brennenden Holzstapel und eilte erhobenen Stachels den Ast entlang. Und A., die vorher noch nie einem Skorpion begegnet war, sagte mit Bestimmtheit: ”Mama, ein Skorpion!”, so glich er meinen Erzählungen. Was zumindest für meine korrekte Darstellung spricht.