Am Morgen finden wir keine Elefantenspuren in unserer Nähe. Vielleicht haben doch die Benzinlappen geholfen, die wir rings um unser Areal verteilt hatten. Eines der Verpflegungszelte unserer Nachbarn ist aber eingetreten. Wir tragen A. noch schlafend ins Auto und fahren los, als die Nacht den Tag noch nicht freigegeben hat. Um 6.30 schimmert der Himmel leicht nachtblau, er erhellt sich erst allmählich. Als der Tag beginnt, sehen wir die Löwen. Einer steht ohne jede Deckung am Rande einer weiten Ebene und wittert dem Tag entgegen. Die Schnauze leicht erhoben, fährt ihm der Morgenwind durch die dichte Löwenmähne. Die ersten Sonnenstrahlen geben ihr einen leicht rötlichen Schimmer. Nichts ist an ihm von Furcht oder Vorsicht. Er lässt die Morgensonne ein paar Augenblicke über die Ebene wandern, dann geht er los. Seine Bewegungen sind weder langsam noch hastig, weder vorsichtig noch polternd laut. Er geht im Wissen, dass alle, die ihn sehen, ihm aus dem Wege springen. Die Pavianherde, die ihn von weitem sieht, bringt sich auch tatsächlich eilig in Sicherheit. Er kommt uns entgegen, blickt uns an und setzt - völlig unbeeindruckt davon – seinen Weg als Muskelspiel von Kraft und Geschmeidigkeit fort. Ihm gehört der Tag, so scheint es. Und eilig klettert selbst die Sonne an den Himmel.  
 
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06. 07. Zurück in Serondela
Mittlerweile habe ich ein gehöriges Maß afrikanischer Gelassenheit erworben. Jeden Morgen kommen die Impalas und Grasantilopen an den Chobe trinken, jeden Abend die Elefanten. Alle zu ihrer Zeit. Zebramangusten statteten uns einen Besuch ab. Piepsend und keckernd kamen sie - vielleicht 30 an der Zahl - aus den Büschen und graben, die letzten Lichtstrahlen ausnutzend, im Sand, suchten den Boden nach verlorenen Brotkrümeln ab. Dicht im Hintergrund halten sich die Paviane, allen voran unser humpelndes Pavian-Männchen, das uns schon zu Beginn unserer Buschtour ein Brot stahl. Mittlerweile hat er noch mehr von uns, beispielsweise die sogenannte „Pullerbüchse“. So hatten wir nämlich eine Plastedose getauft, die extra dazu auserkoren war, A.’s Toilette zu spielen. Gerade weil sie oftmals in der Nacht zumindest einmal auf Toilette muss, hatten wir uns ein neues Zelt mit einem kleinen geschlossenen Vorzelt gekauft. Und in diesem stand die Büchse bereit, bis unser Pavian-Mann kam und sie aus dem Vorzelt klaute. Er wird sicher enttäuscht gewesen sein, weil nichts drin war. Aber zurückgebracht hat er sie uns deshalb auch nicht. Vielleicht war er wegen der Büchse sogar besonders sauer, oder er hatte einfach nur großen Hunger: Als T. heute Morgen das letzte Brot aus dem Auto holte, griff er an. T. hatte das nicht erwartet. Aber nun sprang der Pavian und zeigte kreischend, fauchend seine Zähne. Und die Eckzähne sind verdammt spitz! T. warf das Brot ins Gebüsch. Was den Pavian beglückte, aber unser Frühstück merklich verkürzte.
So sitze ich hier etwas hungrig am Chobe. Aber der Leberwurstbaum über mir schwenkt seine Früchte im sandigen Wind, und der Chobe trägt den Rest unserer Hast und Eile davon...
 
Afrika Abendstimmung
 
Reisetipp:
Die Nationalparke in Botswana sind im Gegensatz zu den Nationalparken in Südafrika, Namibia und Kenia noch nicht so touristisch ausgebaut und vermitteln sehr eindrücklich das Flair des afrikanischen Busches. Vom Serondela-Camp Site zum Savuti sind es zwar nur ca. 160 km, vom Savuti nach Maun ca. 200 km, aber aufgrund der Sandpisten braucht man erheblich Zeit. Für eine individuelle Reise durch den Chobe Nationalpark, das Moremi Wildlife Reserve und das Okoavango-Delta sollte man mindestens 10 Tage, möglichst freilich mehr Zeit einplanen. Und freilich benötigt man zwingend einen Allrad.