Aber hier wird mir schlagartig klar, wieso Manu mit seinem wenigen Reisegepäck auskommt. Er hat bloß eine kleine Schultertasche, in der er eine pinkfarbene Zahnbürste, Nescafé und ein Glas Nutella transportiert und wir sind doch immerhin für etwa 10 Tage unterwegs. Er gibt hier er alle seine Sachen, alles, was er am Leibe trägt, an Aischa, dass sie es waschen soll und er fischt sich derweil aus dem Kleiderstapel etwas zum Anziehen aus.
 
Ich blicke von der Dachterrasse, die zu Gismos Wohnung gehört, auf die Dächer der anderen Häuser der Straße, alle sind einheitlich lehmfarben und erscheinen im Licht des aufgegangenen Mondes jetzt fahl. Bloß einzelne Wände scheinen aus hellerem Material gestaltet. Die Straße ist nicht befestigt , d.h. sie besteht ebenfalls aus braun staubigem Lehm, im Bad und im Zimmer Lehmboden, die ganze Terrasse aus Lehm, der Boden; die Wände, die Die Geländermauer der Terrasse, alles rund und handgeformt, weich und natürlich, geschliffen, gestreichelt… die Treppenkonstruktion ist interessant, aus dem dunklen Innenhof des Hauses steigt sie steil nach hier oben und führt so wieder ins Offene, Luftige- , endet allerdings unvermittelt vor der Mauer . Von ihrer letzten Stufe aus gelangt man entweder nach links biegend zur Terrasse der ersten Etage und den beiden sich anschließenden Zimmern von Gismo und Aischa , oder nach rechts auf den Gang am Bad vorbei zu einem langen Flur, von dem man aus die Wohnungen dieser Etage, die von anderen Menschen bewohnt werden und den Aufgang zum Dach erreicht.
 
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Ich will duschen. Duschen heißt hier: Wasser aus einem Eimer mit Schöpfkanne über mich schütten. Das sogenannte Badezimmer ist ein winziger Raum mit einer Fensteröffnung, so groß wie ein ausgelassener Ziegelstein, darin steht ein abgebrannter Kerzenstummel. Das Klo selbst – es stinkt tatsächlich unsäglich - ist ein Loch im festgestampften Boden und zur Wasserspülung, zum Hände und Haare waschen, zum Kaffeekochen und Duschen holen sie einen Eimer Wasser von unten herauf. Das Duschwasser läuft durch ein Rohr einfach auf die Straße und wird dort in einem Auffangbecken gesammelt. Unten im Innenhof des Hauses befindet sich die Wasserstelle, der Hahn wird jedes Mal bei Gebrauch mit einem Vierkantschlüssel auf und zugedreht und dann wird der Schlüssel an geheimer Stelle versteckt.
 
Die Tür vom Baderaum lässt sich nicht richtig verschließen, es gibt noch nicht mal einen Nagel in der Wand, auf den man seine Klamotten hängen könnte, wenn man duscht und ein bisschen peinlich ist es mir, dass ich, wenn ich aufs Klo muss oder duschen will, nach Gismo und nach Wasser oder nach Kerze schreien muss, wie ein kleines Kind.