Sonntag, 09.11.
 
Schon wieder ein Aufstehen bei Sonnenaufgang. Es war ziemlich frisch und das Wasser kalt. Die Betten waren schon in Ordnung gewesen, aber trotzdem hatten sich die Schlafsäcke, die wir für alle Fälle dabei hatten, bewährt. Israel Hands hellte die Stimmung auf, als er verkündete, daß wir ab übermorgen an den Victoria-Fällen nicht im Zambezi-Sun, sondern im Royal Livingstone Hotel übernachten würden.
Um 7.45 Uhr ist Bushwalk mit den Affen. Als Frühstück trinken wir schnell Kaffee mit Toast. Die Volunteers bereiten sich ebenfalls in der Küche, einem halbverfallenen Wohnwagen, ihr Essen zu. Sie sind nicht sehr gesprächig oder nett, vielleicht sind ihre Behausungen wenigstens etwas besser. Oder vielleicht haben sie sogar warmes Wasser. Jedenfalls müssen sie nun zum Freigehege und Affen füttern.
Wir fahren die zehn Kilometer zum Haupthaus durch den Wald zurück. Der Kongo ist nicht mehr weit, und es ist überraschend kühl. Das liegt aber wohl an der Höhe – 1300 m. Am Haupthaus müssen wir alles ablegen, Ringe, Brillen, Uhren, Kameras, und die Taschen ausleeren. Dann stecken sie uns in blaue Overalls und schicken uns durch eine Gittertür. Willkommen in Guantanamo. Die Affen dürfen uns noch nicht sehen, damit die nicht vor Freude rebellisch werden. Hinter der Gittertür krabbeln wir ins Freie und warten. Die Luft ist erfüllt vom Gekreisch der Affen. Bei uns steht noch ein Pfleger, der uns letzte Tipps gibt. Und dann kommen sie aus der Öffnung gerast: Zuerst Alice, ein siebenjähriges Weibchen, schon ziemlich groß. Die stürzt sich sofort auf meine Schuhe, hält meinen Fuß mit eisernem Griff fest und spielt mit den Schnürsenkeln. Der Pfleger hat nun alle Hände voll mit den tierischen und menschlichen Primaten zu tun. Es folgen noch Sims, Carla und ein ganz kleiner namens Didi. Zusätzlich konnte sich noch Corinne befreien, obwohl die nicht mit sollte. Sofort balgen sich die Affen und benutzen die arme Trinity als Kletterbaum. Überhaupt klettern die Affen gleich mal auf unsere Köpfe und Schultern. Die sind ziemlich schwer und pelzig. Dabei halten sie sich dann an unseren Armen und Gesichtern fest. Wir laufen etwa 200 m durch den Wald, mit den Affen auf den Schultern. Nur Alice trottet nebenher. Im Wald verdrücken sich alle auf die Bäume, bis auf Alice, die schön in meiner Nähe bleibt. Sie kann sich nicht von meinen Schnürsenkeln lösen und ist ständig damit beschäftigt diese aus den Ösen zu ziehen. Da muss der Pfleger immer wieder eingreifen, damit ich Zeit habe, die Dinger wieder einzufädeln. Alice aß dann auch einige Blätter und hielt mir welche hin – als Einladung zum Essen.

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Dann spielten wir fangen und schaukelten sie herum. Zwischendrin nahm sie einen Ast und versuchte, dem Pfleger eins überzuziehen. Damit hatte sie quasi ein Werkzeug erfunden und Kain und Abel nachgestellt. Ein evolutionärer Schritt. Beim Spielen hatte sie dem Pfleger den Ellenbogen verrenkt, der schon ziemlich geschwollen aussah. Und sie schaffte es, mir den Schnürsenkel zu klauen. Nach einer Jagd durch den Busch kriegte ich den zwar wieder, sparte mir aber die Mühe, die Schuhe wieder zuzubinden. Ein Fehler. Nach etwa zwei Stunden machten wir uns auf den Rückweg und schleppten wieder die Affen herum. Corinne kam noch dazu, was den Stress in unserer Horde deutlich erhöhte. Alice ließ sich von mir tragen – für sie war ich doch nur Mittel zum Zweck. Abgesehen davon war sie wirklich schwer. Es folgte noch eine Viertelstunde Verabschiedung von den Affen. Hochklettern, Knuddeln, Drücken – besonders der kleinste Didi hatte es Trinity angetan. Kurz bevor die Schimpansen wieder in den Käfig mussten, schnappte sich Alice doch noch meinen Schuh und verschwand damit im Käfig. Kurz darauf erschienen zwei fremde Affen und wuschen die Einlegesohle in einer Wassertonne. Und so musste leider der Pfleger noch mal helfen und meinen Schuh holen. Die Anfahrt und die 100 $ war dieser Ausflug auf alle Fälle wert.