Bestimmt war ich einigen Mitreisenden etwas suspekt: so eine Jungsche mit großen Armeestiefeln, die schon zum zweiten Mal in der Antarktis ist, noch dazu ein Ossi mit fehlerfreiem sächsischem Dialekt, und dann hängt sie auch noch den ganzen Tag auf der Brücke bei den Russen rum… Manchmal studierte ich meine Mitreisenden und wenn ich mal ein Foto von dem ein oder anderen machte, sagte ich aus Quatsch: „Ich schreib grad eine Diplomarbeit über die Psychologie der Antarktis-Reisenden“. Da war zum Beispiel Nadja, eine junge Österreicherin. Ich glaube, sie war noch verrückter als ich: leidenschaftlich sammelte sie ALLES was mit Pinguinen zu tun hatte, Bilder, Plüschtiere, Handtücher, Tassen, Kondome… Während unserer zweiwöchigen Reise begrüßte sie uns jeden Morgen in einem anderen Pinguin-T-Shirt!
 
Und Ingo, ein Professor aus Leipzig, der war auch cool: während wir unsere Foto-Mengen nicht mehr in Stückzahl sondern nur noch in Gigabyte angaben, saß er immer nur mit einem kleinen Skizzenblock da und zeichnete mit spitzem Bleistift Landschaften und Tiere. Die Zeichnungen waren erstaunlich präzise, man konnte die Landschaften immer genau wieder erkennen. Beeindruckt war ich auch von meiner Kabinengenossin Vera: obwohl man sie schon zu den älteren Passagieren zählen musste, flitzte sie frisch und fit herum, während ich, noch sooo jung, sterbens-elend in der Koje lag. Und dann war da noch Richi, bei dem ich schon am WWF-Armband diagnostizieren konnte, dass er ein echter Öko ist. Wir vertieften uns in ein Fachgespräch über seine Puten, und nach dem dritten Bier hätte ich schwören können, dass er auf der Waldorfschule gewesen ist und seinen Namen tanzen konnte. Aber er bestritt das immer ...
 
Südgeorgien hat die Form einer gekrümmten Banane. Die untere Seite wird vom kalten antarktischen Klima bestimmt, dort gibt es raue Gletscher und wenig Leben. Der obere Rand präsentiert sich dagegen freundlich, mit einer bunten Tierwelt im grünen Tussockgras. Die Insel ist ca. 170 km lang und unter britischer Verwaltung. Grytviken könnte man als eine Art Hauptstadt bezeichnen, dort lag schon immer das Zentrum aller menschlichen Aktivitäten. Richtige Einwohner gibt es auf Südgeorgien nicht, nur Forscher und Touristen.