Nach ein paar Schritten löst sich die Schotterstraße auf. Ich muss querfeldein wandern. Da durchaus irgendwo noch Minen versteckt sein könnten, suche ich mir die ausgetrampelten Tierpfade. In einiger Entfernung kreist ein Adler majestätisch über dem Tal. Die Sonne bestrahlt bereits die Berge, die lange Schatten werfen. Der Flügelschlag des Adlers klingt bis zu mir herüber, als ich den Hügel erreiche. Der Ausblick ergreift mich sofort, ich befinde mich in einem Traum, und bleibe wie erstarrt stehen. Afghanistan präsentiert sich mir von einer natürlich schönen Seite.
Nach einer halben Stunde kann ich mich schweren Herzens losreißen, und trete den Rückweg nach Qara Bagh an. Erst vor den ersten Häusern treffe ich auf drei Hunde. Sie tollen kläffend und angriffslustig miteinander, lassen mich und zwei alte Männer aber passieren. „Verrückte Hunde“, radebreche ich Persisch, woraufhin die beiden Alten heiser kichern. Nach den üblichen Floskeln trennen sich unsere Wege schnell. Ich ziehe an einer kleinen, privaten Baustelle vorbei und winke dem Vorarbeiter Hafizullah zu. Er und seine Leute benutzen Beton-Ziegel statt der traditionellen Lehmziegel - der Fortschritt scheint unaufhaltsam. Im Dorf treffe ich ein paar Jungs, von denen ich ein paar neue Worter lerne. Mit dem Wanderstock von Ali Mahmad über den Schultern und ein paar um mich herum rennenden Jungens erreiche ich die Straße zwischen dem Büro des Bürgermeisters, dem Krankenhaus und der Schule, und treffe auf ein paar Hochoffizielle.

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Sie sitzen auf Stühlen am Straßenrand vor der Mauer und trinken Tee. Unter ihnen ist Randeesh, der Erziehungs-Beauftragte des Distrikts Gulran. Er begrüßt mich überschwenglich, schiebt mir einen Stuhl zurecht und lädt mich zum Tee ein. Ich nehme die Einladung dankend an, die Jungens rufen mir noch ein paar Tiernamen zu, worüber wir Teetrinker herzlich lachen.