Wie ich feststellen musste, hätte ich mir das Wecken sowieso sparen können, denn an Schlaf war, trotz Müdigkeit, kaum zu denken. Wir teilten uns alle – wirklich alle!!! – ein großes „Haus“ der Dayak- Familie. Über dreißig Personen hatten sich auf Matten auf dem Boden ausgebreitet und trotz dunkler Nacht herrschte Betrieb wie in einem Bienenstock. Andauernd stand irgendwer auf, weckte jemand anderes und ging ‚austreten’. Kaum waren die beiden Nachtpinkler wieder da, gingen die Nächsten hinaus in den Busch. Waren einmal keine Leute auf der Jungletoilette, so wurde sich auf der Matte hin und her gewälzt. Schließlich ist der europäische Rücken meist eine Federkernmatratze gewöhnt. Zwischendurch wurden auch einige Tiere, die es in unserer Behausung wohl sehr bequem fanden, hinaus geworfen. Man wollte sich seine Schlafmatte ja nicht unbedingt mit kopfgroßen Fröschen teilen. Das Husten, Schnarchen und Furzen einiger Anwesenden sei nur nebenbei erwähnt.
Leider kam ich nicht drum rum auch in der Nacht pinkeln zu müssen. Bewaffnet mit einer Kopftaschenlampe und meiner weiblichen Begleitung kämpfte ich mich durch das Gebüsch zu einer Stelle, die mir geeignet schien, mich zu erleichtern.
Es ist schon ein sehr unheimliches und seltsames Gefühl, in einem stockdunklen Regenwald zu hocken, immer mit der Gefahr, dass einen irgendein Vieh in den Hintern beißt. Ich war froh, als ich wieder auf meiner Matte lag und den Schnarchern meiner Kameraden lauschen konnte.
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Nach höchstens drei Stunden nicht sonderlich erholsamen Schlafes machten wir uns morgens früh für den nächsten Abschnitt bereit. Erneut füllten wir unsere Wasservorräte auf und verteilten unser Gepäck gleichmäßig auf alle Teilenehmer der Gruppe. Unser Weg sollte uns diesmal noch tiefer in die dichte Vegetation des Regenwaldes führen. Schon nach wenigen Stunden Fußmarsch wurde uns erneut bewusst – wie konnten wir es auch vergessen -, warum der Regenwald seinem Namen alle Ehre macht. Ein monsunartiger Schauer ging über uns nieder und durchweichte uns binnen kurzer Zeit. Und nicht nur wir waren durchweicht, sondern auch der Boden vor uns, was den schon vorher anstrengenden Weg noch anstrengender machte. Wir rutschten durch den Schlamm sehr steile Abhänge hinunter, kletterten ebenso rutschige Abhänge hinauf und fielen reihenweise hin. Ich kam mir vor wie auf einer Eisbahn. Durchnässt von Regen und Schweiß – die Hitze nach dem Regen war schlimmer als davor – halfen wir uns gegenseitig durch das Dickicht. Die größte Herausforderung am zweiten Trekkingtag lag in der Überquerung einiger größerer und kleinerer Flussläufe. Entweder kletterten wir über schmale Brücken, die schon bei einem bösen Blick zusammenzufallen schienen oder wir wateten durch das Wasser. Das quietschende Geräusch der durchnässten Boots verfolgte uns bis ins Camp, dass wir nach neun Stunden Trekking müde und glücklich erreichten. Auch diese Nacht verbrachten wir mit einer Gruppe Dayaks in sehr simplen, aber herzlichen Verhältnissen. Die Dayaks erlaubten und, dass wir ihr Dorf betrachten und auch Fotos machen durften.