China Reisebericht: 
Shanghai, Chinas Metropole zwischen Transrapid und Tradition

Gleich zu Beginn meines BWL-Studiums freundete ich mich mit Yiu an, einem chinesischen Austauschstudenten, der mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes studierte. Wir verstanden uns auf Anhieb prächtig und Yiu verbrachte viel Zeit mit mir und meiner Familie, da er in den Ferien und an Feiertagen natürlich nicht mal eben nach Hause jetten konnte. Nach zweieinhalb Jahren an derselben Uni trennten sich unsere Wege, wir blieben aber auch nach Studienabschluss immer in Kontakt. So kam es also, dass ich letzten September einen Teil meines Jahresurlaubs nutzte, um meinen Freund in seiner Heimatstadt Shanghai zu besuchen. Ich hatte einen vergleichsweise günstigen Flug mit der China Eastern Airlines ergattert, der von Frankfurt aus ohne Zwischenlandung direkt nach Shanghai ging. Nach knapp zehneinhalb Stunden in der Holzklasse hievte ich mich meine steifen Knochen auf dem Flughafen Pudong angekommen aus dem engen Sitz.

Die Einreiseprozedur ist schnell und unkompliziert erledigt, die notwendigen Formulare wurden bereits im Flieger verteilt, so dass man alles in Ruhe ausfüllen konnte. Lediglich die Messung der Körpertemperatur erscheint einem Europäer etwas befremdlich. Nach der letzten SARS-Epidemie wurden die Vorsichtsmaßnahmen beibehalten und so steht das Messgerät immer noch da und checkt den Gesundheitszustand der Einreisenden. Ich hatte damit kein Problem und fand es sogar gut, hab mich aber gefragt, was passiert wäre, wenn ich wegen einer Erkältung erhöhte Temperatur gehabt hätte. Hätte man mich dann in eine Quarantänestation gesteckt?

Yiu holte mich am Flughafen ab und nach einem kurzen Fußmarsch zur Haltestelle – das Schild „Maglev“ weist dabei den Weg von der Haupthalle zum Bahnsteig – fuhren wir mit dem Transrapid zur Haltestelle Longyang Road am Stadtrand und von dort mit der U-Bahn weiter. Die Magnetschwebebahn ist schon beeindruckend, immerhin liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 430 Stundenkilometern und die Fahrt verging buchstäblich wie im Fluge. Da Yiu mit seiner Freundin in einem winzigen Einzimmer-Appartement wohnt, brachte er mich in einem netten, kleinen Hotel im Zentrum unter, das nur fünf Minuten von der U-Bahn-Station East Nanjing Road entfernt war. Die Stadt hat jede Menge Unterkünfte in allen Preis- und Komfortlagen zu bieten und man kann einfach von Deutschland aus via HRS ein passendes Hotel in Shanghai buchen.

Nach dem Check-In im Hotel überreichte ich Yiu meine Gastgeschenke – ich hatte ihm ein paar Päckchen Spätzle „eingeschmuggelt“, an denen er in Deutschland Gefallen gefunden hatte und die in Shanghai nicht ohne Weiteres zu bekommen sind. Da ich von der Anreise doch ziemlich geschafft war, verabredeten wir uns zum Abendessen mit Yiu und seiner Freundin sowie seinem Cousin und dessen Frau. Yiu hatte mir eine chinesische Prepaid-Karte für mein Handy besorgt, um mir die immer noch sehr hohen Roaming-Gebühren zu ersparen. So konnten wir uns zusammentelefonieren, wenn ich alleine unterwegs war.

Nach einem ausgiebigen Nachmittagsschläfchen hatte ich noch Zeit bis zum Abendessen und entschloss mich zu einem Spaziergang in der näheren Umgebung des Hotels. Hier erwartete mich die für Shanghai so typische abenteuerliche Mischung aus alten Kolonialbauten und hypermodernen Gebäuden. Ich schlenderte zum Huangpu-Ufer, an der Shanghais Prachtstraße „Bund“ liegt und bestaunte die alten Kolonialvillen. Als die Dämmerung einsetzte und die Beleuchtung der Wolkenkratzer auf der anderen Flussseite anging, war die Szenerie noch faszinierender. Hier das alte Empire, dort das moderne China mit seiner Skyline.

Zum Abendessen trafen wir uns in einem „Hot Pot“-Restaurant, in dem dieses typische chinesische Gericht serviert wird. Die Taxifahrt dorthin war kein Problem, da Yiu mit zuvor die Adresse des Restaurants auf Chinesisch aufgeschrieben hatte, so dass ich den Zettel einfach dem Fahrer überreichen konnte. Auch wenn sich Shanghai sehr westlich gibt, ist es nicht selbstverständlich, dass Taxisfahrer englisch verstehen. So ist es nicht verwunderlich, dass es im Hotel Kärtchen mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in chinesischer Schrift gibt. Beim „Hot Pot“ handelt sich um eine Art Fondue, nur dass statt heißem Öl Suppe erhitzt wird, in die dann jeder reinwirft, was er mag: Fleisch, Gemüse, Nudeln oder was auch immer. Nachdem die Zutaten fertig gegart sind, fischt man sie mit mehr oder weniger Geschick aus dem Topf und tunkt sie in kleinen Schälchen mit Soße. Sehr lecker und sehr gesellig und durch anregende Gespräche – Yius Verwandte und seine Freundin sprechen sehr gut englisch – war der Abend ruckzuck um.