Indien Reisebericht:
Trekking in Himachal Pradesh, im Norden Indiens

Nach einer 13-stündigen Busfahrt ab Delhi erreichen Jan und ich die kühlen Berge von Himachal Pradesh. Mc Leod Ganj bei Dharamsala ist der Sitz der Exilregierung Tibets mit ihrem weltlichen und geistigen Oberhaupt, Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama, sowie Wohnort Tausender Exiltibeter. In Mc Leod Ganj beherrschen die Tibeter das Ortsbild, die meisten Geschäfte sind in ihren Händen. Die Dörfer um Mc Leod sind jedoch noch mehrheitlich hinduistisch, aber auch hier reden alle ehrfurchtsvoll von „Seiner Heiligkeit“. Wir wohnen oberhalb eines dieser Dörfer. Die Bauern leben einfach und besitzen wenig, meistens nur ein paar Ziegen, Schafe oder Kühe. Die Tiere sind ihr ganzes Vermögen. Da Kühe heilig sind, werden sie gehegt und gepflegt und werden nicht geschlachtet; sie geben im Verhältnis zu europäischen Kühen nur ganz wenig Milch. Eines Tages schauen wir erstaunt zu, wie sich die Frauen der umliegenden Häuser fröhlich singend auf den Weg machen, um im weitab gelegenen Tempel eine ihrer wenigen Ziegen zu opfern. Nach ihrer Rückkehr wird bis tief in die Nacht gefeiert – Tiere und Menschen werden nun heil von den Sommerweiden hoch in den Bergen zurückkehren.

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Wir machen uns mit zwei österreichischen Freunden zu Fuss auf Richtung Ladakh. Unser Weg wird uns über ebendiese Sommerweiden führen und wir verstehen, weshalb die Zeremonie wichtig ist. Da die 14-tägige Strecke für Pferde und Esel nicht zu bewältigen ist, werden wir von zwei Trägern begleitet, die das Essen tragen. Bavinder, der Gasthaus-Besitzer, sollte uns eigentlich führen, da er aber seit längerer Zeit nicht mehr getrekkt ist, zog er es vor, zusätzlich Srupe, einen Führer, zu engagieren. Unsere persönlichen Sachen inkl. Zelt und Schlafsack tragen wir selber.
Am Tag des Abmarsches bereitet Bavinders Grossmutter ein spezielles Reisgericht zu und seine Frau segnet mit einer Puja (Zeremonie) Haus, Hof und uns Wanderer. Die ganze Familie versammelt sich zum Abschied im Innenhof und die „Apaa-Apaa“-Rufe von Bavinders 6-jährigem Sohn begleiten uns noch lange auf dem Weg den Berg hinauf. Tashi Delek (viel Glück), rufen uns tibetische Wanderer zu, „wandert nicht alleine bei Nacht, die Leoparden sind hungrig.“