Einige Kilometer stromabwärts des zur Stromerzeugung dienenden Staudamms von Leshka schießen gewaltige Wassermassen über die großen, hellen, glatt gewaschenen Steine. Laut tosend stürzen sie fünfundzwanzig Meter in die Tiefe hinab. Die gewaltige Kraft der Natur ließ jede Zelle meines Körpers vibrieren, und ich bewunderte klein und demütig dieses atemberaubende Naturschauspiel. Bizarre Formen hatte die Wasserkraft in den Stein gewaschen. An einer Stelle war eine runde Aushöhlung entstanden, und eine große Kugel ruhte in der Mitte. In diesem Natur-Whirlpool hatte die Sonne das Wasser erwärmt. In einer wild-romantischen, tiefen Schlucht zwischen den Felsen, an denen kleine Rinnsale die bemooste Felswand entlang herab fielen, entschwand der Fluss in der Ferne.
 
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Am vorletzten Tag meines Aufenthalts in Meghalaya besuchten wir den Bischof einer Nachbardiözese. Schon an den noch schlechteren Straßen erkannten wir die noch größere Not und Armut dieser Region. Hier und da standen ärmliche Holzhütten, ein Mann trug eine Hotte voller Gras auf dem Rücken, Kinder spielten vor dem Haus mit  Steinen. Hier und da wurde an den Straßen gebaut. Frauen und Kinder saßen am Straßenrand und zerkleinerten mit einem Hammer die dafür benötigten Steine, die sie dann zu Haufen auftürmten. Anderswo arbeiteten kleine Gruppen von Frauen mit gebeugten Rücken in den Reisfeldern. Andere waren gerade dabei, ihre Wäsche im Fluss zu waschen und sie zum Trocknen auf den Wiesen ausbreiteten.
Dabei sieht die Landschaft mit ihren sanften, grünen Hügeln wie ein Paradies aus. Doch auch hier in Nongstoin fehlt für mehrere Projekte das Geld, beispielsweise für ein dringend benötigtes Krankenhaus.
Am Ende meines Aufenthalts in Meghalaya hatte ich zahlreiche Fotos und einige Videos im Kasten. Tief beeindruckt davon, wie die beiden Bischöfe die Spenden ihrer deutschen Freunde bestens zum Wohle der Menschen hier angelegt hatten, konnte ich mich am frühen Morgen des 18. August 2007 auf meinen Heimflug begeben.
 
Einige Geschenke hatte ich in meinem Gepäck. Aber das wichtigste Geschenk passte nicht in meinen Koffer hinein: Die Erkenntnis, dass materielle Dinge im Leben nicht wirklich wichtig sind. Das, was mich innerlich bereicherte, war ihre Liebe und Freundschaft, die sie mir geschenkt hatten. Und obwohl diese Menschen glauben, so vieles von uns lernen zu können, bin ich überzeugt davon, dass es genau umgekehrt ist: Was Einfachheit, Zufriedenheit, Liebe, Glauben und Vertrauen betrifft, sind nämlich wir es, die von ihnen lernen können.
 
Ob ich wieder hinfahre? Na klar doch! Kommen Sie doch einfach mit!