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So saßen wir also unter freiem Himmel, sahen den frechen Raben, Spatzen und kleinen, grünen Sittichen zu und horchten auf all die vielen fremden Geräusche ringsherum. Autohupen, menschliche Stimmen, Vogelgeschrei, Gähnen; kurzum eine erwachende Stadt im Orient, wo sich das Leben ja auf der Straße bzw. im Freien abspielt. Gegen 7.00 Uhr kam die Sonne schon ziemlich stark auf uns runter, und da wir ja noch ganz winterweiß waren, haben wir uns vorsorglich gut eingecremt. Wir waren auch ziemlich müde, denn uns fehlte ja eine ganze Nacht Schlaf. Um 8.00 Uhr stiegen wir dann in einen indischen Bus, während Franz sich bemühte, mit dem Achsbruch fertigzuwerden. Das Ersatzteil mußte von Mercedes aus Deutschland eingeflogen werden. Der Bus kam später direkt nach Agra, wohin wir mit dem einheimischen Bus bereits gefahren waren. Durch den Achsbruch konnten wir den Schlafanhänger nicht mitführen, so daß wir unverhofft zwei Tage lang in Hotels schlafen durften, was wir alle sehr erfreut zur Kenntnis nahmen. Sicher löst ein Achsbruch nur selten soviel Freude aus wie dort.

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Wir fuhren also zum ersten Mal durch Delhi, das sich auf sieben Städte bzw. Stadtteile verteilt. Man findet kein eigentliches Stadtzentrum und schon gar keine Prachtstraßen, sondern eine Bude neben der anderen, armselige Verschläge, Zelte im Freien, aber auch feste Wohnhäuser, wo die reicheren Inder wohnen. Es gibt ganze Straßenzüge, die wie Baustellen so halbfertig aussehen. Und überall sind die Hauseingänge offen, es gibt außer der eigentlichen Verkehrsstraße keine befestigten Wege oder gar Gärten. Alles ist so halb verlottert, auf jeden Fall aber für unsere Begriffe ist es unvorstellbar dreckig und armselig. Wir waren von Delhi derart schockiert und entsetzt, daß wir dachten, daß es hier wohl am schlimmsten sei, aber nach allem, was wir danach noch sahen, war Delhi noch das Beste!

Delhi hat zwischen 5 und 7 Mio Einwohner (1981), genau ließ sich das nicht feststellen, und eine ganze Reihe sehenswerter Bauten. Auf dem Weg zur Verbrennungsstätte Gandhi’s sahen wir jede Menge wilde Pfauen, die ja in Indien zu Hause sind, Affen und vor allem Krähen bzw. Raben. Und überall schliefen Inder im Freien auf einem mit Kokosfasern bespannten Bettgestell, das sehr luftig ist und um das wir sie später manches Mal beneideten, wenn uns die Hitze nachts fertigmachte. Aber davon abgesehen taten sie uns unheimlich leid. Sie hatten überhaupt nichts außer den paar armseligen Fetzen am Leib. Die meisten trugen Dhotis, ein ca. 5 m langes, dünnes Baumwolltuch, das um die Hüfte geschlungen und zwischen den Beinen durchgezogen und in der Taille eingesteckt wird. Also männlich sehen die Männer darin nicht gerade aus, während die Frauen in ihren Saris eine unvergleichliche Anmut besitzen. Sie tragen die Saris bei jeder Arbeit, auf dem Feld wie in der Stadt, und zwar in den schönsten Farben und Mustern, und sie sehen damit jederzeit elegant und schön aus. Selbst in der ödesten, trockensten Landschaft in Staub und Hitze sehen die Sari-Frauen immer noch anmutig und schön aus, das fiel mir immer wieder auf. Ich kann mir die Inderinnen in unseren Kleidern überhaupt nicht vorstellen, der Sari paßt zum Land und den Menschen wie zu unseren Bayern das Bier.