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Und überall in Indien findet man die größte Armut neben der größten Pracht. Neben den schönsten und prächtigsten Tempeln und Palästen sitzen die Ärmsten der Armen, und das alles auf diesem einen Erdball.

 

Wir sind also in den Elfenbeinpalast gegangen, der kein Palast, sondern ein recht großes Geschäft mit Elfenbeinschmuck und Gegenständen daraus ist. Abgesehen davon, daß man dort sehr viel Plastikelfenbein kaufen konnte, waren die echten Stücke genau so teuer wie bei uns. Ein schön geschnitzter, etwa 10 cm großer Elefant sollte 2.780 DM kosten! Und angesichts des Elends um uns herum war uns die Lust auf Souvenirs jeder Art gründlich vergangen!

In Delhi haben wir dann noch verschiedene Bauten zu sehen bekommen, u.a. auch das rote Fort, ein riesiger Bau aus rotem Sandstein und weißem Marmor mit wunderschönen Einlegearbeiten. Es gibt zu jedem Tempel und zu jedem Palast und Grabmal eine Geschichte, und es würde hier viel zu weit führen, näher darauf einzugehen oder gar über die unzähligen indischen Götter zu schreiben. Erstens blickt man durch diese Vielzahl Götter und Legenden sowieso nicht mehr durch, zweitens interessiert das wirklich nicht jeden, so daß man sich im Zweifelsfall ein gutes Buch zur Hand nehmen kann, um darin Details nachzulesen.

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In Indien fahren die Autos links, das haben sie noch aus der englischen Kolonialzeit. Dem haben wir auch zu verdanken, daß sehr viele Inder englisch sprechen oder zumindest soviel, daß man sich verständigen kann. Nur bei der Bevölkerung auf dem Land ist mit Englisch nichts zu machen. Im Übrigen sind auch heute noch 78 % der Inder Analphabeten.

Auf dem Weg vom roten Fort zum Bus waren eine ganze Menge Stände mit Souvenirs aufgebaut, und dort erstand ich meine erste und einzige indische Eule für meine Sammlung. Eulen gibt es offensichtlich sehr selten bzw. werden selten dargestellt. Aber dafür haben wir bei einem Bus-Stop irgendwo unterwegs später ein Kind mit einer lebenden Zwergeule von ca. 10 cm Höhe gesehen. Das Kind wollteuns die Eule für 5 Rupies verkaufen.

Außerdem haben wir uns einen Hausgott zugelegt, und zwar den Gott Ganesh. Er ist der Sohn Shivas und wird in Indien sehr verehrt, man sieht ihn an jeder Ecke. Ganesh ist der Gott der Weisheit und des Wohlstands, der Liebe und des Glücks. Kein Wunder, daß er so populär ist. Er wird übrigens mit einem Elefantenkopf und einem dicken Bauch dargestellt. Und dicke Bäuche haben in Indien nur die ganz Reichen, die man selten sieht. Die Inder haben ungeheuer dünne Beine und Oberschenkel, sie sitzen eigentlich nie, sondern hocken, und zwar mit derart angewinkelten Beinen, daß sie aussehen wie Klappmesser. Die strammen Beine unserer Männer wurden daher besonders von den Inderinnen mit größtem Interesse begutachtet.

An diesem ersten Tag konnten wir auch deutsches Geld in Rupies umtauschen bei unserer Reiseleiterin Veronika. Sie hatte genügend Geld bei der Bank geholt, und zwar gibt es das Geld dort in Blocks zusammengeheftet. Am ersten Tag tauschte unsere Gruppe bereits über DM 10.000 um, das sind also 250 DM im Schnitt. Da kamen im Laufe der Reise so einige Devisen zusammen.

Am späteren Nachmittag sind wir dann noch zum tibetanischen Markt gegangen, wo tibetanische Flüchtlinge ihre Sachen verkauften. Dort bettelten auch wieder soviele Kinder, Krüppel und Arme, daß wir die am Morgen gewechselten 2-Rupie-Scheine hier fast alle wieder verteilten, was zur Folge hatte, daß umso mehr Bettler hinter uns herkamen. Wir waren ganz verzweifelt und sind nachher geradezu geflüchtet. Die Veronika hat uns später auch dringend davon abgeraten und schon gar nicht sollten wir soviel schenken, weil die Inder keine Beziehung zum Geld hätten. Wir haben uns das zu Herzen genommen und so nach und nach gelernt, d.h. wir haben nur den ärmsten und vor allem den hoffnungslosen Krüppeln und Leprakranken was gegeben. Zum Schluß haben wir auch viele von unseren Klamotten und Handtüchern verschenkt, außerdem viele unserer Notrations-Kekse und massenhaft Kaugummis, Bonbons und Kulis, aber auch Feuerzeuge und Kämme. Kein Wunder, denn die Inder haben zum großen Teil Läuse. Überall sieht man sie sitzen, wenn sie sich gegenseitig lausen. Wenn man das sieht, juckt es einem auf der Stelle am Kopf.

Am Abend dieses ersten Tages gab es zum Abendessen eine Plastikschüssel mit Suppe aus Franz’ Bordküche, dazu Brot, soviel man wollte. Nach dem Essen spülte jeder sein Geschirr in einer Plastikwanne und versuchte, es mit einem uralten, fetzigen Lappen abzutrocknen. Also pingelig und empfindlich darf man da wirklich nicht sein, sonst verhungert man! Nur muß man aufpassen, daß man kein schimmeliges Brot erwischt, das wäre übel.