Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv
 

Wir waren sehr froh über unsere zwei Thermosflaschen mit Tee und gingen sparsam damit um.

Gegen 14.00 Uhr kamen wir in Amber ein, einer Stadt mit berühmten Ruinen. Wir ritten auf Elefanten - die fürchterlich schaukeln - hoch zum Maharadschapalat, den wir eingehend besichtigten und auch bestaunten. Und natürlich verfolgten uns wieder die unvermeidlichen, bettelnden Kinder und die Souvenirverkäufer. Wir bewunderten die herrlichen Marmoreinlegearbeiten und haben uns oft gefragt, wieviel Tausende und Abertausende Stunden und Menschen hier wie überall an den prächtigen Tempeln und Palästen am Werke waren und mit welcher Genauigkeit gearbeitet worden ist. Derart arbeitsintensive Bauwerke wie in Indien habe ich noch nie gesehen, und zum großen Teil sind sie ja auch einmalig auf der Welt.

Inzwischen hatten uns die Hitze, die lästigen Bettler und die scheinbar ständig hungernden Kinder (sie zeigen immer auf ihren Mund und Bauch) völlig fertig gemacht. Wir waren froh, daß wir im Innenhof des Palastes einen Tee kaufen konnten, der etwa 9 Pfennig kostete. Dort habe ich auch Sandelholzöl und ein Blumenöl gekauft und einige andere Kleinigkeiten. Nachdem ich den aufdringlichsten Kindern dann auch noch einige Kaugummis gegeben hatte, sind wir langsam wieder den Weg hinunter gegangen zum Bus, immer die wackelnder Elefanten vor uns. Das sind schon Riesentiere. Dabei sollen die afrikanischen Elefanten noch größer sein. Im Nacken dieser Elefanten sitzen diese kleinen Inder und drücken den Elefanten die Knie hinter die empfindlichen Ohren, um sie nach Wunsch zu dirigieren. Außerdem haben sie einen Elefantenstock mit einem Haken daran. Wenn sie mit diesem Haken das Ohr des Elefanten ziehen, bleibt der Riesenbursche sofort stehen.

 {{g_ads}}

Wir haben ja immer wieder gestaunt, wie klein und schmal die Inder gebaut sind. "Schmale Würfe" haben wir gesagt. Ein ausgewachsener Mann hat einen Po wie ein 12-jähriger bei uns. Und die Beine sind oben fast so dünn wie unten. Wir haben uns nicht genug wundern können, wie diese kleinen Menschen stundenlang in der Hocke bleiben können, ohne Krämpfe zu kriegen. Und sie können über das heißteste Pflaster barfuß laufen, wo wir keinen Schritt mehr machen könnte, ohne daß uns die Fußhaut kleben bleiben würde. Und zudem gibt es sehr viel sehr hübsche Inder, viel mehr hübsche Männer als Frauen. Die Frauen haben eher derbere Gesichter als die Männer. Im Übrigen haben fast alle indischen Frauen den berühmten roten Punkt auf der Stirn und außerdem rote Farbe auf dem Scheitel und fast jede hat ein Loch im Nasenflügel mit einem kleinen Schmuckstück drin. Entweder ein glitzerndes Steinchen oder ein Sternchen aus Gold oder ähnliches. Das gehört dazu.

Nachdem wieder alle im Bus versammelt waren und über die ungeheure und für uns natürlich völlig ungewohnte Hitze stöhnen (Klimaanlage haben wir wegen der großen Erkältungsgefahr nicht), fuhren wir weiter nach Jaipur, der Hauptstadt des Staates Rajasthan. Wir hatten eine Stunde Zeit, uns die Stadt anzusehen, bevor es ins Hotel ging. Kaum waren wir ausgestiegen, umgab uns eine völlig andere Atmosphäre als in Delhi. Hier lachte alles, eine Unmenge Volk war auf den Beinen, unzählige Rikschas (Fahrrad-Taxis), Fahrräder und kleine Motor-Taxis auf drei Rädern fuhren zwischen den durcheinander quirlenden Menschenmengen hindurch. Musik ertönte aus Lautsprechern überall, und jede Menge heilige Kühe standen regungslos in dem Tumult, und natürlich waren auch die bettelnden Kinder sofort wieder da. Es gibt unglaublich süße Kinder in Indien, von denen wir zahllose Fotos gemacht haben. Die indischen Kinder haben es mir angetan. Mit riesigen Samtaugen gucken sie einen unschuldsvoll an, da soll man nicht schwach werden. Außerdem sind diese Kinder sehr winzig im Vergleich zu unseren. Ein einjähriges Kind ist dort so groß wie bei uns eines mit 3 Monaten oder so in etwa. Jedenfalls sind sie alle hell bis tiefdunkelbraun, haben pechschwarze Haare und - wie schon erwähnt - riesige Augen, die von den Müttern auch noch mit schwarzem Kajalstift umrandet werden. Diese schwarze Farbe soll die bösen Götter abschrecken. Jedesmal, wenn ich wieder so einen süßen, hilflosen Fratz auf dem Arm seiner Schwester sah, mußte ein Foto gemacht werden. Im übrigen werden die indischen Babies ständig getragen, entweder von der Mutter oder von der Schwester, die ein paar Jahre älter ist. Jungen tragen ihre Geschwister nie, sie sind mehr wert als Mädchen und brauchen nichts zu tun.

In Jaipur war jedenfalls ein unglaubliches Leben und Treiben in der Stadt. Es gab fast keine PKW’s, weil die Luxus sind, und wenn überhaupt, fahren reichgeschmückte LKW’s herum. Überall, auf dem Land wie in der Stadt, waren die Lastwagen mit Goldgirlanden und bunten Papierstreifen geschmückt. Wir standen staunend da, tappten durch den Müll und den Dreck und die Pfützen am Straßenrand, schauten in die Töpfe der Straßenrestaurants - wenn man eine offene Feuerstelle mit allerlei Undefinierbarem in der Pfanne so bezeichnen kann - und gingen schließlich durch einen überdachten Bazar, in dem die schon etwas besser gestellten Inder ihre Läden hatten. Der Fußboden ist etwa 15 - 20 cm dick mit Stoff gepolstert, man zieht die Schuhe aus und hockt auf dieser weichen Unterlage, während man Tee trinkt und das Geschäft macht. Es war sehr interessant, diesem Treiben zuzusehen.