Ta’arof schreibt vor, eine Einladung mindestens drei Mal abzulehnen, wird sie ein viertes Mal wiederholt, kann man davon ausgehen, dass sie ernst gemeint ist und darf annehmen. So kommt es, dass wir auf ebenjenem Teppich unsere gemeinsame Wüstenquerung planen. Wir wollen die Dasht-e-Kavir-Wüste von Semnan nach Esfahan durchqueren. In Semnan finden wir nach langem Suchen dank Hilfe der Polizei die Strasse. Wir wundern uns über die Schilder, die uns das Fotografieren und das Verlassen der Strasse verbieten, obwohl weit und breit nichts als Wüste zu sehen ist. Nach 80 km dann die Antwort: wir schauen in die Gewehrläufe von zwei Soldaten, die ein Tor bewachen, uns nervös und verdutzt anschauen.
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Mit den Karten wedelnd und möglichst unschuldig lächelnd steigen wir aus – ob das der auf der Karte eingezeichnet Weg nach Esfahan sei? Nein, ist es ganz offensichtlich nicht. Nach einigem Hin und Her werden uns die Pässe abgenommen, Vincent muss als „Geisel“ in das Armeeauto steigen und wir werden zurück nach Semnan eskortiert, auf das Büro der Pass-, Polizei- und Einwanderungsbehörde. Dort sitzen wir dann drei Stunden, müssen zig Mal unsere Namen, Passnummern und Autokennzeichen aufschreiben. Diese werden dann von jedem Beamten, der mit uns spricht (etwa deren zehn) in ein Notizbuch übertragen. Jeder lässt wieder dieselben Fragen stellen (eine Übersetzerin ist da): warum seid ihr auf dieser Strasse gefahren, warum habt ihr dem Polizisten vertraut (????), was sind eure Berufe, wie habt ihr euch kennengelernt, wieso reist ihr zusammen und vor allem habt ihr Fotos gemacht?