Jordanien-Reisebericht:
Jordanien – Faszination aus Antike und Moderne

Jerash – Pompeji des Nahen Ostens

Nur knapp 40 Kilometer von der jordanischen Hauptstadt Amman entfernt liegt eine der interessanten Städte des Landes. Das antike Jerash, in altrömischer Zeit unter dem Namen Gerasa bekannt, spielte in der Römerzeit eine wichtige Rolle. Heute zählt die einstige Provinzstadt zu den am besten erhaltenen antiken Römerstädten der Welt. Bei einem Besuch in Jordanien sollte neben den vielen weiteren Sehenswürdigkeiten, die der Jordanien Spezialist auf seiner Seite jordanien-spezialist.de vorstellt, auch ein Ausflug nach Jerash auf dem Programm stehen.

Besiedelung seit der Bronzezeit

Jerash blickt auf eine sehr lange Vergangenheit zurück. Seit der Bronzezeit vor mehr als 6.000 Jahren siedeln auf der fruchtbaren Ebene ununterbrochen Menschen. Im Jahre 63 v. Chr. eroberte der römische General Pompeius die Stadt und machte sie zum Teil der Dekapolis, einem Bund aus zehn großen Städten der Römer. Der sich daraus entwickelnde Aufschwung führte dazu, dass sich Jerash zu einer bedeutenden Handelsstadt entwickelte. Fast stellte sie die noch ältere und größere Felsenstadt Petra in den Schatten.

Die goldenen Jahre als römische Provinzstadt

Während der goldenen Jahre als römische Provinzstadt erlebte Jerash einen regelrechten Bauboom. Tempel, Theater und viele andere Gebäude belebten das Stadtbild. Eine Stadtmauer schützte das Stadtgebiet und für die Wasserversorgung der Bevölkerung wurden Brunnen errichtet. Während der Expansionskriege der Römer im 2. Jahrhundert n. Chr., während derer sie weiter nach Asien vordrangen, bauten sie die Stadt und vor allem die Straßen weiter aus. In den folgenden Jahrhunderten verlor Jerash jedoch an Bedeutung. Die alten römischen Baudenkmäler verfielen und nur noch wenige Bewohner lebten zwischen den alten Ruinen. 746 sorgte ein großes Erdbeben dafür, dass auch die letzten Reste zerstört wurden oder im Sand versanken. Unter den Byzantinern erlangte Jerash noch einmal Bedeutung als Bischofssitz. Kurze Zeit war die Stadt Sitz der Kreuzfahrer. Danach geriet sie nahezu in Vergessenheit. Heute liegen der moderne und der antike Stadtteil nebeneinander. Nur die römischen Ostbäder sind im neuen Teil von Jerash zu finden, alle anderen Attraktionen befinden sich in einem umzäunten Gelände, das als Ausgrabungsstätte dient.

Das „Pompeji des Ostens“

Erst vor circa 70 Jahre wurde damit begonnen, die alten Zeugnisse der großen Geschichte aus dem Wüstensand zu befreien. Was dort zutage gefördert wurde, lässt sich mit dem italienischen Pompeji vergleichen. Durch den Sand gut konservierte Bauten zeigen den Besuchern, wie das antike Jerash einstmals ausgesehen hat. Das Gelände lässt sich gut zu Fuß erkunden, einen halben Tag sollten Reisende einkalkulieren, wenn sie das Flair dieses historischen Ortes erleben möchten.

Vom Triumphbogen zum Forum

In antiken Jerash fehlte es an nichts, was das Leben eines Römers angenehm machte. Brot und Spiele – dafür war auch hier gesorgt. Das herausragende Bauwerk ist der Triumphbogen des Kaisers Hadrian, der anlässlich seines Besuches 129 n. Chr. errichtet wurde. Er erhebt sich majestätisch und schlicht zugleich wie ein Eingangstor am Rande der antiken Altstadt. Vom Bogen aus erreichen die Besucher einen Ort, der vermutlich als Hippodrom gedient hat. Reste von Kamel- und Eselställen zeugen davon, dass hier die Rennbahn, ohne die eine römische Stadt nicht vollständig war, gewesen sein dürfte. Noch heute werden als Touristenattraktion täglich Rennen veranstaltet.

Das ovale Forum war einst Marktplatz der Stadt. Gesellschaftliche und politische Ereignisse fanden auf diesem von mehr als 60 Säulen umgebenen zentralen Platz statt. Sehr bekannt ist die Königsstraße von Jerash, Cardo Maximus genannt. Sie verläuft an der Seite des Forums. Gesäumt war sie von 1.000 Säulen, von denen heute noch 500 Stück ganz oder teilweise erhalten sind. Neben dem Marktplatz lag der Zeustempel, ein sehr imposantes Bauwerk, das über eine Treppe erreichbar war. Im großen Brunnenkomplex, dem 20 Meter breiten Nymphäum, speisten Statuen ein großes, aufwendig mit Löwenköpfen verziertes Brunnenbecken mit Wasser. Sehenswert sind die korinthischen Säulen, die den Standort des Artemistempels markieren.

Theater sorgten für Unterhaltung

Theater waren eine wichtige Einrichtung in alten römischen Städten. Jerash besaß zwei davon. Das kleinere Nordtheater war für 800 Menschen ausgerichtet. Das große Südtheater hingegen war um vieles beeindruckender. Auf 32 Rängen konnten ungefähr 5.000 Menschen Platz nehmen. Dieses Theater verlief entlang der Nordwestachse, sodass kein Besucher während der Vorstellungen von der Sonne geblendet wurde. Auch aus der byzantinischen Zeit sind Reste einiger Bauwerke erhalten geblieben. Dazu gehören mehrere Kirchen, von denen der Drei-Kirchen-Komplex der wichtigste ist.

Jordanien – Faszination aus Antike und Moderne

Für Besucher, die eine Reise durch Jordanien unternehmen, ist ein Abstecher nach Jerash fast ein Muss. Eine derart gut erhaltene Stadt aus der römischen Antike ist an kaum einem anderen Ort zu finden. Wer sich nicht nur für Kultur und Geschichte, sondern auch für das moderne Leben und die Politik von Jordanien interessiert, findet auf der englischsprachigen Seite  jordantimes.com wichtige Informationen. Zur Vorbereitung auf eine Jordanienreise empfiehlt es sich, sich mit den aktuellen Ereignissen im Land vertraut zu machen. Dann lässt sich dieses wunderschöne Land im Nahen Osten, in dem Antike und Moderne so dicht nebeneinanderliegen, noch besser verstehen.

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