Kambodscha Reisebericht: Dornröschen wachgeküsst

Das Glück kostet 2000 Riel. „Luck! Luck!“, ruft die beleibte Dame und hält den Palastbesuchern in Phnom Penh einen ängstlichen Spatz entgegen, den sie eben aus dem Käfig geholt hat. Für 2000 Riel – umgerechnet 50 Cent – kann man in Kambodschas Hauptstadt einem kleinen Vogel die Freiheit schenken und sich selbst ein wenig Glück. Ein fairer Preis – auch wenn Ungläubige reklamieren, die Vögel seien darauf trainiert, nach einer Runde in Freiheit in den Käfig zurückzukehren.

 Wie dem auch sei: Es wirkt! Eigentlich ist es elf Uhr Vormittags und der Königspalast mit seinen prachtvollen Tempeln sollte eigentlich gerade über Mittag schließen, doch der Wachmann gewährt gnädig Einlass. Schon angesichts der zunehmende Hitze draußen ist es ein wahres Glück, in den kühleren Gemäuern des Palastes umherlaufen zu können. Allerdings ist nur jener Teil öffentlich zugänglich, der nicht von König Sihanouk bewohnt wird. Glücklicherweise gehört dazu die in ihrer verschwenderischen Pracht beeindruckende Silberpago-de, mit ihrem Fußboden aus 5.000 Silberfließen und der lebensgroßen Buddhastatue aus purem Gold.

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Öffentlich zugänglich auch das kuriose Geschenk, von Napoleon III. an König Norodom, dem damaligen Throninhaber von Frankreichs Gnaden: Eine „gebrauchte“ Miniatur-Villa im verschnörkelt-viktorianischen Stil, die zuvor Kaiserin Euginie gehörte. Abgesehen von dieser europäischen Reminszenz, erinnert der 1892 während der  französischen Kolonialzeit erbaute Herrschersitz mit seinen Pagoden, Stupas und Pavillons jedoch vor allem an sein großes Vorbild, den Königspalast in Bangkok. Am imposantesten wirkt der Palast übrigens bei der Anfahrt auf Phnom Penh über den majestätischen Mekong.

Vor den Palastmauern führt die palmengesäumten Uferpromenade mit ihrer französischen Kolonialarchitektur zum Foreign Correspondent’s Club. Auf der Terrasse, unter trägen Deckenventilatoren in schwarzen Ledersesseln sitzend und mit einer englischen Zeitung in der Hand, kann sich jeder ein bisschen wie ein Berichterstatter oder Handelsattaché in den 50er Jahren fühlen. Es reicht aber auch, die hervorragende internationale Küche zu genießen oder den schönsten Blick der Stadt: auf den Zusammenfluss von Mekong und Tonle Sap, auf die Promenade Sisowath Kai und auf das im filigranen Khmer-Stil gehaltene Nationalmuseum mit seiner großartigen Skulpturensammlung aus der Angkor-Zeit. Dem Lärm der boo-menden Stadt enthoben, lässt sich von der Terrasse ein wenig vom alten französisch-kolonialen Flair der Metropole erahnen.

Surftipp: Reisen nach Kambodscha organisiert seit 1989 der Veranstalter "Asien entdecken".