Mein Gepäck hatte ich bis Friedrichshafen durchgecheckt, so daß ich nur meinen Rucksack bei mir hatte und erst mal einen Kaffee trank und in Ruhe eine Zigarette rauchte. Etliche Mitreisende hatten auch Anschlußflüge gebucht, und so nach und nach traf ich noch etliche. Ganz zum Schluß begleitete ich Günter noch zu seinem Schalter und ging dann auch zu meinem Flieger. Indessen hätte mein mongolischer Flieger längst wieder in der Luft sein müssen, aber er rollte gerade zur Startbahn, als ich einstieg. So konnte ich von meinem Fensterplatz zusehen, wie er sich in die Lüfte hob und wieder in die nun so ferne Mongolei flog.

 

Mit Susanne ging ich anschließend noch in das große Kaufhaus. In Erinnerung an die Jurten der Steppe muteten die Möbel, Teppiche und Klamotten hier sehr befremdlich an, aber die Stadtmongolen leben ja auch ganz anders als die Nomaden auf dem Land. Im Supermarkt im Erdgeschoß kaufte ich dann noch mongolischen Wodka und Zigaretten, und auf dem Heimweg kehrten wir noch in ein Straßencafe auf einem Balkon ein. Dort hat doch tatsächlich ein Mongole versucht, meine Jacke zu klauen. Auf dem Land wäre das garantiert nicht passiert.

Um 17.30 Uhr warte ich mit etlichen unserer Gruppe beim Hotel auf Martin, der mit uns zu einer weiteren Folkloreveranstaltung fahren will, was auch prima klappt. Martin’s mongolische Freundin war nun endlich auch dabei, er hatte sie sehnlichst erwartet. Sie soll die nächste Mongoleitour begleiten. Für drei Taxen zusammen zahlen wir bloß einen Dollar. Das verstehe ich nicht ganz, denn jeder Kaffee, jede Cola kostet hier einen Dollar. Irgendwas stimmt da nicht. Wir kommen jedenfalls in ein Theater mit einer herrlichen Bühnenausstattung ganz im traditionellen mongolischen Stil, der Saal ist vollbesetzt. Pünktlich fangen die Musiker an, die mich mit Ausnahme der Sängerin nicht so überzeugen können. Dann kommt eine phantastische Tänzerin, die mit drei Milchschalen tanzt. Sie ist hinreissend schön und tanzt wie eine Göttin. Später tanzte sie in der großen Tanzgruppe immer in der Mitte, und ich habe fast nur ihr zugeschaut. Diese Frau hat wirklich phantastisch getanzt und war ein wahre Augenweide. Vor allem die fliessenden Schulter-Arm-Bewegungen sahen aus wie Wellen, sowas hatte ich vorher nie gesehen. Viele andere empfanden genau so. Dann kam eine Schlangentänzerin, mit Abstand die beste, die wir je gesehen hatten. Wir hielten manches Mal die Luft an bei ihren unglaublichen Verrenkungen. Insgesamt war es eine wunderschöne Vorstellung.