Das römisch-katholische Gebiet liegt hinter uns. Buddha-Statuen thronen auf den Hügeln neben der Straße, schließlich sind fast 70 % der Einwohner Theravada-Buddhisten. Auch bescheidene Moscheen sehe ich auf meiner über drei Stunden langen Fahrt. Es fehlen noch einige Tage bis zum Ende des Fastenmonats Ramadan. In Kandy angekommen, wechsele ich rasch den Bus. Ich habe keine Zeit und Lust diese Stadt zu besichtigen, die für ihre Tempel, Klöster und den Botanischen Garten berühmt ist. Im Straßenbild blitzen die signalorangenen Roben der Mönche auf. Um das geschäftige Stadtzentrum stehen große, quadratische Gebäude mit Dächern im Pagoden Still, die an Portela in Lhasa erinnern. Aber die Mönche lächeln nicht so sympathisch wie in den Gebieten von Tibet, die ich 1989 besuchte. Kandy ist die Hauptstadt der religiösen buddhistische Hierarchie des Landes und äußerst wohlhabend. Um weiter in den Osten zu gelangen, nehme ich einen Bus nach Mahiyangana. Ob ich die Veddas dort finden werde? Wir umfahren den See, auf dessen Wasseroberfläche sich zahlreiche elegante Anwesen spiegeln.
 
Ich überquere mit dem örtlichen Bus die zentralen Berge von Sri Lanka. Die Stände am Straßenrand sind zwischenzeitig sehr primitiv geworden. Außer Bananenstauden und einer enormen Auswahl an bernsteinfarbigen Honigsorten, abgefüllt und aufgereiht in alten Glasflaschen, gibt es hier nichts zu kaufen. Ein Arbeitselefant swingt vor uns seinen dünnen Schwanz und es dauert bis wir ihn überholen können.
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Aber als die Straße wieder hinab ins tropische Tal führt legt der Bus an Tempo zu. Als ein Schild auf bevorstehende haarnagelscharfe Kurven (hair-pin-sharp curves) aufmerksam macht, greift der Fahrer gelassen zum Maiskolben, sein Anteil am Abverkauf im Bus.
 
In der kleinen Stadt Mahiyangana angekommen, weiß ich auch ohne auf die Uhr zu schauen, dass es fünf Uhr sein muss. Es hat angefangen zu regnen. Seit zehn Stunden bin ich unterwegs. Bald wir die Sonne unter gehen. Gut, dass ich den Schirm dabei habe, beglückwünsche ich mich. Ich hüpfe kurz über die Pfützen im brüchigem Asphalt und mustere dabei die Soldaten in Tarnanzügen und Mönche in leuchtenden Kutten, die an der Straßen-Kreuzung, aus der alleine der Ort zu bestehen scheint, mit einander plaudern. Sri Lanka steht seit über 20 Jahren immer wieder an der Schwelle zum Bürgerkrieg. Die Tamilen, ursprünglich aus Südindien, fordern im Norden und Osten der Insel einen eigen Staat, Tamil Eelam. Die Singhalesen, ursprünglich aus Nordindien, sind vehement dagegen.