Die Rückkehr nach Duschanbe gestaltete sich wieder abenteuerlich und anstrengend, ich erlebte viel Gastfreundschaft und dieses Mal absolut nur Positives. Wir machten Halt in einem so genannten „Sanatorium“, bei einer sehr starken und heißen Schwefelquelle. Meine Haut fühlte sich tatsächlich noch viele Wochen später angenehm weich und entspannt an. Die Fahrt führte durch wilde Schluchten, an reißenden Bächen entlang. In Khorog übernachtete ich privat bei einer mit dem Fahrer befreundeten Familie, die in einem typischen Pamirhaus mit zentralem Wohn-, Schlafraum wohnte. Diese Häuser sind den Jurten nachempfunden. Die Fahrt am nächsten Tag von Khorog zurück nach Duschanbe dauerte insgesamt 22 Stunden – immer mit demselben Fahrer, einem sehr gebildeten Mann, der als Dolmetscher für Russisch und Farsi in Afghanistan gearbeitet hatte und nun als Lektor für Persisch an der Universität von Duschanbe tätig war. Aufgrund des niedrigen Gehalts verdiente er sich im Sommer mit privatem Taxifahren Geld dazu.
 
{{g_ads}}
 
Als wir das Gebirge und die Grenze zu Afghanistan hinter uns gelassen hatten und uns allmählich der Ebene näherten, merkte ich, dass ein anderer Passagier, der sich bis dahin mit dem Fahrer unterhalten hatte, müde wurde und nicht mehr mit ihm sprach. Da ich mir aber denken konnte, dass es dem Fahrer nach zwei Tagen Fahrt auf holprigen, engen Straßen kaum besser ging, versuchte ich, ihn von der Rückbank aus wach zu halten. Ich reichte ihm Datteln und Maulbeeren, ich sprach mit ihm, obwohl ich nicht Russisch konnte, und er nicht Englisch, aber immer wieder ging es doch weiter, und er brachte mich um 4.30 Uhr früh direkt zum Wohnhaus von Mehrinisso.
Die extreme Hitze war inzwischen gebrochen, und ich verbrachte noch einige angenehme Tage in und um Duschanbe. Auch da wieder ein großer Gegensatz,  dieses Mal zwischen der fast ausgedorrten Landschaft des Sommers und den saftig grünen Streifen entlang der kühlen aus den Bergen kommenden Flüsse, an denen ich den Sauerstoff des rauschenden Wassers spüren und einatmen konnte. 
Nach meiner wieder recht „sprachlosen“ Rückkehr über St. Petersburg nach Graz, nahm ich mir vor, Russisch zu lernen, was ich seither auch tue. Deshalb weiß ich jetzt auch noch besser, wie sehr ich in Tadschikistan neben Russisch auch Farsi brauchen würde. Vieles, von dem ich glaubte, dass es, weil kyrillisch geschrieben, Russisch sei, ist nämlich in Wirklichkeit Tadschikisch, das neben den üblichen Lettern des russischen Alphabets noch einige weitere kyrillische Buchstaben hat.