Bären sind nachtaktiv. Zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang streifen sie auf der Suche nach Nahrung durch die Wälder. Daher bringt Arii seine Gruppe Wildbeobachter schon um fünf Uhr Nachmittags in die Bear-Hides, wie die kleinen  Holzhütten genannt werden. Um die Bären nicht zu erschrecken und zu verscheuchen, ist das Verlassen der Hütten bis zum Abholen am nächsten Morgen um sieben Uhr nicht erlaubt. Die Bear-Hides, sind speziell zur Wildbeobachtung konzipiert worden. Es gibt kleine Hütten für ein bis zwei Personen und Hütten für Gruppen und Familien für acht Personen. Die Ausstattung ist einfach und zweckmäßig: Es gibt zwei Stockbetten mit Schlafsäcken und Decken für eine kleine Beobachtungspause zwischendurch, eine Trockentoilette und ein Stuhl, der direkt vor dem schmalen Sehschlitz positioniert ist.  Es gibt weder elektrisches Licht, noch eine Kerze für die Nacht oder gar eine Heizung. Alle irritierenden menschlichen Gerüche werden über ein langes Rohr hoch in die Luft abgeleitet. Bären sind sehr empfindlich, haben einen außerordentlichen Geruchssinn und hervorragende Ohren. Um jedes unnötige Geräusch zu vermeiden, werden daher beim Betreten der Hütte auch die Schuhe gegen ein paar dicke Socken getauscht und alle notwendigen Gegenstände wie Fotoapparat, Fernglas und Lebensmittel für die Nacht in Griffnähe deponiert. Die Aussicht, vierzehn Stunden in einer zwei Quadratmeter großen Hütte zu verbringen, weckt gemischte Gefühle.

 

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Ein Rabe landet auf einer abgestorbenen Birke und betrachtet die Kadaver, die zum Anlocken der Raubtiere vor den Hütten in den Schnee gelegt wurden. Dann verschwindet er krächzend im Wald. Mit der untergehenden Sonne verstummen auch die übrigen Vogelstimmen.  Still liegt die Lichtung in der Abenddämmerung - jetzt ist die Bühne frei für den Auftritt der Hauptdarsteller, die allerdings vorerst noch auf sich warten lassen. Es wird kalt in der Hütte. Die Temperaturen sinken nachts noch unter die Null-Grenze. In Schlafsack und Decken gehüllt vergehen langsam die Stunden und man wird eins mit der Natur. Wie in Trance ist der Blick durch die schmalen Sehschlitze unaufhörlich auf den Wald gerichtet. Langsam verschlingt die Dunkelheit mehr und mehr die winzigen Hütten. Irgendwo im Nirgendwo wächst mit der langsam verstreichenden Zeit das Gefühl selber ein Teil der Wildnis zu werden. Wie lange wird es dauern, bis der erste Bär die Witterung aufnimmt?