Bozen, die lebendige Metropole Südtirols

Die zweite besuchte südtiroler Stadt war Bozen. Die Anfahrt vom Montiggler See war nicht allzu lang, die schöne historische Altstadt bot deshalb viel Zeit für eine Führung und anschließendem Bummeln. Beides war beeindruckend und ein weiterer Höhepunkt der Reise.

Die Gründung der Stadt geht auf die Römer zurück, die auf ihren Eroberungsfeldzügen nach Norden schon im Jahre 15 v.Chr. hier ein Militärlager aufschlugen. Hier teilte sich die wichtige römische Heer- und Handelsstraße Via Claudia Augusta und führte einerseits über den Reschenpass, andererseits über den Brenner in die Provinzen nördlich der Alpen.

Als Stadtgründer gilt Bischof Ulrich II. aus Trient. Der Kirchenfürst erhielt 1027 vom deutschen Kaiser zur Sicherung der Nord-Süd-Verbindung das Etschtal einschließlich dem Bozener Talkessel als Lehen. Ulrich ließ die Häuser der Laubengasse errichten und die Siedlung befestigen, die sich rasch zu einer bedeutenden Kaufmannsstadt entwickelte. Der Angriff des Tiroler Grafen Meinhard II. im Jahr 1277 und die weitgehende Zerstörung der bischofstreuen Stadt endete mit der Trientiner Vorherrschaft über den Bozener Raum. Sie war nun ein Teil des Landes Tirol.

Der Bus ließ die Sindelfinger Reisegruppe in der Nähe des Bahnhofs aussteigen. Der Weg führte zuerst auf den Waltherplatz und zur Dompfarrkirche. Den Platz beherrscht ein Denkmal des Minnesängers Walther von der Vogelweide. Er ist einer der lebendigsten Punkte der Stadt. Mit dem 62 m hohen Turm beherrscht die mächtige Dompfarrkirche die gesamte Altstadt. Für einen Dom hat das Gotteshaus aber eher bescheidene Ausmaße.

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Auf den Grundmauern einer normannischen Vorgängerkirche wurde es im 13. und 14. Jahrhundert von einer lombardischen Bauhütte errichtet. Durch Zerstörungen im zweiten Weltkrieg blieb von der ursprünglich prächtigen Innenausstattung wenig übrig. Erhalten blieben die schöne gotische Kanzel, einige wenige Wandfresken und die romanische Marienstatue in der barocken Kapelle.

Durch eine kleine Gasse erreichten wir den Kornplatz, an dem wir die Grundmauern der alten Stadtbefestigung besichtigen konnten. Das Waaghaus aus dem Mittelalter gilt mit seiner freskengeschmückten Fassade und dem Doppelbogen als einer der schönsten Häuser der Altstadt. Durch die enge Waaggasse gelangen wir in Lauben, die seit über 900 Jahren die Haupteinkaufsstraße der Stadt sind..

Schattige Arkadengänge der einzelnen Häuser aus dem 17. Jahrhundert säumen die zumeist autofreie Straße. An den Stirnseiten sind diese Gebäude schmal, ziehen sich aber mit engen Fluren, verwinkelten Treppen und Lichthöfen weit in die Tiefe bis zur Gasse dahinter. Diese Laubengasse war nach der offiziellen Führung noch mehrmals Ziel zum Bummeln, Einkaufen und zur Stärkung in den gemütlichen Restaurant und Cafés. Der stattliche Merkantilpalast wurde besucht, in dem die Genossenschaft der südtiroler Werkstätten kunsthandwerkliche Produkte anbietet. Am Ende erreichten wir den Obstmarkt, der sich seit dem Ende des 13. Jahrhunderts dort befindet. Nirgendwo in Südtirol ist die Auswahl der Früchte zu jeder Jahreszeit reichhaltiger als hier.

Am Dominikanerplatz steht das 1272 gegründete Dominikanerkloster, das nach starker Zerstörung im letzten Krieg wieder instandgesetzt wird. Die gut erhaltenen Fresken italienischer Wandermaler aus der Mitte des 14. Jahrhunderts begeistern durch eine vollendete perspektivische Darstellung und zarte Farbnuancen und wurden wegweisend für die Kunstrichtung der Bozener Schule. Der Gang in den ebenfalls reich dekorierten Kreuzgang rundete diesen Besuch ab.

Ein informativer und beeindruckender Stadtbesuch der südtiroler Hauptstadt ging zu Ende – am Abend wurde im Hotel noch viel über den Tag gesprochen.

Diesmal ging es auf wenig befahrenen Landstraßen durch die Apfelplantagen und Weinberge nach Süden. Ziel war der Gardasee, wo wir mit einem kleinen Schnellboot vorbei an Riva zu Städtchen Limone am Westufer des Sees gebracht wurden. Auf dem glitzernden wasser tummelten sich die Surfer und Segler – ein herrlicher Anblick vor der beeindruckenden Gebirgskulisse.

Schon vom boot aus sahen wir die Terrassen in Limone, in denen Zitrusgewächse seit alten Zeiten prächtig gedeihen. Durch enge Gassen ging es vom Hafen aufwärts. Oben angekommen, wurden wir von einem örtlichen Führer empfangen und in die Welt der Zitronen und Apfelsinen eingeführt. Wissenswertes über die Früchte, die Bäume und die Pflege. In den auch im Winter oft niedrigen Temperaturen werden die Terrassen abgedeckt. Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass an die Pflanzen gleichzeitig Blüten und Früchte in allen Reifestufen zu finden sind. Der Besuch einer kleinen Gemäldegalerie rundet den Besuch ab, bevor wir wieder zum Hafen zurück fanden.

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Mit dem Boot ging es nun über den See hinüber nach Malcesine. Herrlich diese Fahrt bei sommerlichen Graden. Hoch über unserem Zielort thront die stolze Burg, im Hafen lag ein schönes großes Segelschiff für Ausflüge auf den Gardasee. Ein kurzer Weg vom Schiff führte uns in ein gemütliches kleines aber versteckt liegendes Restaurant. Hier erwartete uns ein echt italienisches Essen, ergänzt durch südtiroler Weine. Und zur Krönung konnten wir von den Fenstern ein großes Hochzeitsessen am See beobachten. Der große Segler fuhr seine erste Runde in Richtung Riva.

Bis auf ein Paar folgten unserer Reiseleiterin alle auf die Burg hinauf, mit einem Abstecher in einen alten Palast. Ein wunderschöner Blick über den See und die Boote, Surfer und Segler. Abgerundet wurde dieser Besuch in einem kleinen Geschäft, wo die Herstellung von Olivenöl erklärt wurde – natürlich auch mit der Einkaufsmöglichkeit von Öl, Wein, und Pasta. Groß war dann der Schreck, als wir das zurückgebliebend Paar nicht an der vereinbarten Stelle vorfanden. Die Gruppe ging deshalb zum Bus, Reiseleiterin und ich machten uns auf die Suche im Ort.

In einem reinen Wohngebiet fanden wir dann den Mann – die Frau hatte sich inzwischen auf suche nach der Gruppe gemacht. Ärgerlich, denn nun mussten wir weiter nach ihr suchen. Ganz zerknirscht fanden wir sie dann am Hafen. Auf der Rückfahrt entschädigte sie alle Teilnehmer mit einer Tüte frisch gepflückter Äpfel und dem Versprechen, sich künftig an Verabredungen strikt zu halten.

Rückreise vom Montiggler See über den Reschenpass nach Deutschland

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Schnell war der letzte Tag angebrochen. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem kleinen Rundgang um den See fuhr unser Bus durch Obstplantagen und Weinberge nach Norden. Bei der zweiten Rast waren wir am Reschensee angelangt und sahen den einsam im Wasser stehenden Kirchturms des gefluteten Tales als Wahrzeichen. Auf der Höhe des Passes änderte sich dann das Wetter schlagartig. Nebel und Regen empfing uns, und es wurde empfindlich kalt. Die Erinnerung an sonnige, warme Tage in Südtirol blieben bei allen Teilnehmern aber noch lange erhalten. Und das Betrachten der Bilder frischte so manche Erinnerung später wieder auf.

14. Oktober 2009/tr.

 

Abschlussfahrt an den Gardasee