Hilft jetzt nicht mehr viel, aber kühlt wenigstens, das hätte mir früher einfallen können. Weiter geht es an der Neiße entlang über Forst bis Bad Muskau in Sachsen. Wir campen auf dem Glockenhof, der auch gleichzeitig Heuhotel und Heidebauern-Museum ist. Es ist nicht zu übersehen, in Sachsen ist alles anders. Den Radweg gibt es hier schon länger als in Mecklenburg und Brandenburg, er ist anscheinend bekannter und erheblich stärker befahren. Wir finden jede Menge Rastplätze mit überdachten Bänken. Und an Abstellmöglichkeiten für die beladenen Räder hat man auch gedacht. Überall sind Hinweisschilder für Unterkünfte jeder Art. Die Ruhe und Beschaulichkeit ist allerdings vorbei.
In Bad Muskau machen wir einen kurzen Abstecher zum Fürst-Pückler-Park. Dann sind wir schon wieder an der Neiße unterwegs. Im Glockenhof hat uns ein anderer Radler von einem am Baggersee gelegenen Zeltplatz hinter Görlitz erzählt.
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Dahin wollen wir heute, fast 100 km haben wir vor uns. Für das Schloss des Fürst Pückler bleibt deshalb keine Zeit. In Görlitz angekommen sehen wir gleich, dass die ganze Altstadt restauriert ist - ein Schmuckstück. Wir kommen morgen wieder, müssen jetzt erst zum Zeltplatz und suchen den weiteren Verlauf des Radweges. Als wir einen steilen Anstieg hochfahren, hält neben uns ein Auto. Der junge Mann erklärt uns, dass der Radweg hier schlecht ausgeschildert ist und wir bestimmt die Abfahrt zur Neiße verpasst haben. Wir fahren zurück und richtig, hier ist das winzige Schild und wir brauchen nur entlang des Flussbettes und nicht die Berge hoch fahren.. Hinter Görlitz kommt der erste Tagebau in Sicht. Wir fahren und fahren, kein Zeltplatz taucht auf. Ich möchte am liebsten umkehren, Werner ist wie immer die Ruhe selbst. Wir fragen einen Fußgänger, der weiß Bescheid. Bis Hagenwerder müssen wir fahren, und dort ist auch der idyllische Zeltplatz. Rings um einen kleinen Baggersee können wir uns ein Plätzchen suchen.
Am nächsten Tag lassen wir uns Zeit für Görlitz. An der Straße entdecke ich einen Obst- und Gemüsestand. Ein Apfel wäre jetzt genau das Richtige, doch die sind gerade ausverkauft. Die Gärtnerin schenkt mir vier Tomaten und eine Gurke - nein, sie will kein Geld - für unsere Ausdauer und als Stärkung für die Weiterfahrt. Auch beim Bäcker gibt es wieder interessante Gespräche. „Passt auf eure Räder auf, Polen ist in der Nähe“, sagt ein junger Mann zu uns. Dann erfahren wir noch, dass es einen anonymen Spender gibt, der jedes Jahr eine Million Euro zweckgebunden für die Sanierung der Altstadt zur Verfügung stellt. Deshalb ist jeder Straßenzug eine Augenweide, nur viele Häuser stehen leer. Man kann hier günstig und sogar zur Probe wohnen. Wieder mal stellen wir fest, dass man in Bäckerläden alles Wesentliche über die Region erfährt. Die Verkäuferinnen sind immer auf uns neugierig und auskunftsbereit, die Kunden meist auch. Einmal wurden wir als Hardcore-Radler bezeichnet und bewundert hat man unsere Radtour überall. So können wir uns auch hier den Gang zur Touristinformation sparen, wir kommen schließlich vom Bäcker. Ob Bahnhof, Rathaus, Kirchen, Postamt, Stadtmauer, mittelalterliche Wehrtürme - jedes Gebäude ist makellos restauriert.