Die Weite der ungarischen Puszta hat ihren besonderen Charme. Schwarz-weiße Kühe nehmen gemütlich ihr Abendmahl zu sich. Die letzten Sonnenstrahlen tauchen die Landschaft in Gold, das bald von der untergehenden Sonne in warmes, gelb-oranges Licht verwandelt wird. Hie und da huscht ein Traktor vorbei. Menschen gehen von der Feldarbeit nach Hause. Es sieht alles sehr friedlich aus. Hie und da ein Dorf und dazwischen die weite Ebene, eingeteilt in riesige Felder, die mit einem Farbenspiel von Gelb- Grün- und Orangetönen unsere Augen verwöhnen. Der langsam sinkende Ball der Sonne verfärbt sich in ein aufdringlich starkes Orange-Rot, das schließlich die ganze Landschaft beherrscht. Noch sind die großen schwarzen Vögel, die über den Feldern kreisend nach Beute suchen, sichtbar; doch bald sind auch sie von der einbrechenden Nacht verschlungen.
 
 {{g_ads}}
3. Tag
Ungarn – Ukraine
Es ist 1:00 Uhr früh. Stockfinster. Aufenthalt ca. 3 Stunden. Unser Waggon wird verschoben und gehoben und wieder verschoben…umgestellt auf die neuen Gleisabstände (10 cm breiter). Wir sind alle noch sehr müde und mit den umfangreichen Grenzformalitäten beschäftigt. Unser Fotograf fotografiert, wenn es sein muss, auch aus der Hüfte. Die Atmosphäre ist eigenartig. Der russische Zugbegleiter gibt uns lächelnd zu verstehen, dass sowohl der Zuganschluss als auch die Zollbehörden Probleme bereiten werden. Ein paar von uns kämpfen schon mit fundamentalen Problemen: Wo ist ein WC?   (Das WC im Zug wird bei Stillstand immer abgesperrt). Währenddessen schweben wir stundenlang eineinhalb Meter über der Erde im Vollmond zwischen Kränen und Scheinwerferlicht. Der Waggonboden vibriert von den Werkzeugen und Maschinen – Gleisumstellung. Unsere Kamerafrau wird von zwei Männern zum Zug zurückgeführt („No Camera!“). Im Wageninnern jagt eine Befragung die andere bis schließlich ein Trupp von 30 Beamten durch den Waggon marschiert. „No Camera!“ Unsere russischen Begleiter sind mehr verängstigt als wir. Zwei Stunden später kommt ein neuer Beamter. Er kennt unsere Heimatstadt, und gibt uns schließlich den nötigen Stempel auf die Ausfuhrbescheinigung um 2:30 am Morgen. Endlich können wir uns vom monotonen Geräusch des Zuges in den Schlaf rollen lassen.