Neuseeland Reisebericht:
Trekking Tour in Neuseeland

Selten hatte ich mich auf einen Urlaub so sehr gefreut wie auf meine Reise nach Neuseeland. Neun lange Wochen wollte ich mich dort aufhalten und dabei nicht nur Land und Leute, sondern auch einige der bekanntesten Trekkingrouten kennenlernen. Ausgestattet mit meinem Rucksack, meinem Schlafsack und der entsprechenden Kleidung ging es dann im Februar in dieses so weit entfernte Paradies. Nach einigen Tagen in Christchurch und Dunedin fuhr ich schließlich über die Catlins in die kleine Ortschaft Te Anau, die unmittelbar am gleichnamigen See liegt und die als "Wander-Hauptstadt der Welt" gilt. Von hier starten verschiedene Routen ins nahe Gebirge oder sie führen Wanderer in den dichten Busch oder ans nahe Meer. Nachdem ich mit einigen japanischen Freunden bereits auf dem Dusky Track unterwegs gewesen war, wollte ich zur Abwechslung den als relativ leicht geltenden Kepler Track bewältigen, der unmittelbar am Ufer des Lake Anau beginnt und der in drei Tagen wieder in den Ort zurückführen sollte.

Am Morgen streifte ich mir mein Funktionsshirt über, schlüpfte in meine Outdoorschuhe und schulterte meinen Rucksack, bevor ich bei strahlendem Sonnenschein die ersten Schritte entlang des Sees hinter mich brachte. Unmittelbar hinter den Control Gates führte mich mein Weg immer am Ufer des Sees entlang. Dabei besaß ich ständig eine freie Sicht auf die Berge der Umgebung, die sich im Wasser spiegelten, aber auch die Ausläufer von Te Anau waren noch zu erkennen. In den letzten Wochen war der kleine Ort zu meiner Basisstation geworden, um auf Trekkingrouten den Fjordland Nationalpark zu erkunden, dem größten zusammenhängenden Naturschutzgebiet Neuseelands. Da die Sonne schien und ich mich etwas erfrischen wollte, streifte ich an der Brod Bay kurzerhand meinen Rucksack ab, schlüpfte in meine Badehose und sprang in den See. Was für eine Abkühlung! Schließlich erwartete mich noch ein Anstieg zur Mount Luxmore Hütte auf knapp 1085 Metern und auf dem Weg bis zur Hütte gab es kein Wasser mehr. Also füllte ich meine Flasche noch einmal mit frischem Quellwasser und stapfte dann durch den dichten neuseeländischen Dschungel die weiteren vier Stunden immer bergaufwärts und erreichte schließlich bei herrlichem Wetter die Hütte. Von hier besaß ich einen traumhaften Blick auf den Lake Te Anau und auf die Murchison Mountains. In der Hütte selbst belegte ich eines der Betten, bereitete auf meinem Benzinkocher Nudeln mit Würstchen zu und unterhielt mich am Abend bei Kerzenschein mit einigen anderen Trekkern.

Als ich am Morgen erwachte, erwartete mich ein ungewöhnlicher Anblick. Von der Terrasse der Hütte war der See nicht mehr zu sehen, stattdessen sahen wir alle direkt in die Wolken. Der Anblick war unbeschreiblich, denn unter der dichten weißen Wolkendecke mussten der See und der Ort liegen, doch wir konnten nur die etwas höheren Berge erkennen. Konnte ich am gestrigen Tag noch ein kurzärmliges Hemd anziehen, so streifte ich jetzt eine leichte Fleecejacke über und machte mich bei frischen Temperaturen mit weiteren Wanderern auf den Weg zur Iris Burn Hütte. Wie wichtig funktionale Outdoorkleidung und die passenden Schuhe sind, spürte ich hier bei jedem Schritt, denn der Weg stieg bis auf 1400 Meter an und der kalte Wind pfiff uns um die Ohren. Der Weg war gut zu erkennen, recht schmal und oftmals ragten spitze Felsbrocken hervor. Als wir am Sattel auf 1400 Meter angekommen waren, schnauften wir tief durch, legten die Rucksäcke ab und machten die obligatorischen Fotos. Obwohl es sehr sonnig warm und wir uns eincremen mussten, pfiff der Wind nach wie vor kalt um unsere Nasen und Ohren. Aber die Aussicht auf die Berge und den zurückgelegten Weg entschädigten für die Mühen des Aufstiegs und machten die Rast zu einem Erlebnis. Wir kamen ins Gespräch und ich erfuhr von anderen Wanderern, dass sie aus England, Schweden und aus Japan kamen und unbedingt den Kepler Track erwandern wollten. Und da eine Wanderung gemeinsam mehr Spaß bereitet als alleine, schlossen wir uns zusammen und folgten die nächsten fünf Stunden dem Wegverlauf, der von 1400 Meter hinunter auf 500 Meter zur Iris Burn Hütte führte. Die Vergtation wurde immer dichter, wir überquerten einige Flussläufe, an dessen Wasser wir uns erfrischten, und schließlich erreichten wir die Hütte, die 40 Wanderern Platz bot. Hier legten wir erst einmal unsere Rucksäcke ab, bevor wir uns auf einen 20-minütigen Fußmarsch zum gleichnamigen Wasserfall aufmachten. Da lag er inmitten des dichten Dschungels, die Bäume waren mit Moos bewachsen und zeugten davon, wie heftig es in diesem Gebiet regnen musste. Wir genossen diesen wundervollen Tag, zogen am Abend unsere Fleecejacke über, kochten einen Tee, saßen auf der Veranda, überblickten die weite Grasebene vor der Hütte und ließen unsere Outdoorschuhe vor dem morgigen Tag etwas ausruhen. Nicht nur beim Aufstieg, sondern auch beim Abstieg waren sie uns ebenso wie unsere Outdoorkleidung eine unschätzbare Hilfe gewesen. Wir tauschten Informationen über verschiedene Regionen in Neuseeland aus und legten uns schließlich schlafen.

In den letzten beiden Tagen vor der Rückkehr nach Te Anau folgte der Weg fast durchgängig dem Iris Burn Fluss, wir übernachteten noch einmal in der Moturau Hütte und am letzten Abend ging ich mit einem meiner japanischen Freunde abseits etwas angeln. Und da das Glück manches Mal mit den Tüchtigen ist, gelang meinem Freund, Koji, ein Fang, den er in der Hütte fachmännisch zubereitete und an dem wir uns dann gemeinsam gütlich taten. Bevor wir am letzten Tag noch einen kurzen Fußmarsch bis zum Endpunkt der Wanderung zu unternehmen hatten, sprangen wir direkt bei der Hütte ins Wasser des Lake Manapouri und sahen dabei ein größeres Schiff, das mit Touristen auf dem Weg zurück in den gleichnamigen Ort war. Warm war das Wasser zwar nicht, dafür aber äußerst erfrischend und belebend. Mit etwas Wehmut saßen wir am Abend vor der Hütte, ließen den Kepler Track Revue passieren und waren alle sehr froh, dass wir uns hier getroffen hatten. Unsere Ausrüstung hatte uns auf dem kompletten Weg nicht im Stich gelassen, so dass wir diesen verhältnismäßig leichten Track entspannt genießen konnten. Zum Schluss tauschten wir noch unsere Adressen aus und versprachen, auch nach dem Ende der Tour am morgigen Tag den Kontakt zu halten. Als uns schließlich am nächsten Abend die Zivilisation wiederhatte, waren wir stolz, den Weg gemeistert zu haben.