Somit starte ich eher unausgeschlafen den einwöchigen Erkundungstrip in den Nahuel Huapi Nationalpark. Los geht es an der Skistation Cerro Catedral bei +10 Grad und schlechter Sicht laufe ich durch einen Wasserfall, der zu Hause als Landregen bezeichnet wird. Nach 6h, einige hundert Meter höher ist der Wasserfall verschwunden – es schneit -. Am Refugio Frey, idealer Stützpunkt für Klettertouren, baue ich mein Zelt hinter einem Schutzwall aus Steinen auf. Die Kettensägen von letzter Nacht habe ich ja nicht mitgenommen, dafür zerrt der Sturm mit so unbändiger Gewalt an meinem Zelt, dass die Geräuschkulisse einem Rockkonzert gleicht. Da ich Proviant für sieben Tage dabei habe und der Rucksack somit ungefähr 25kg wiegt, war der Aufstieg so anstrengend, dass ich trotz der Geräuschkulisse rasch einschlafe. Beim Erwachen: Absolute Stille.

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Es erinnert an die letzte Wintertour, damals waren unsere Zelte eingeschneit und es drang ebenfalls kein laut mehr ins Zeltinnere. Vorsichtig öffne ich den Reißverschluss und rechne mit einem Schneeeinbruch ins Zelt. Dieser bleibt aus, stattdessen blicke ich zu einem funkelnden Sternenhimmel auf. Das Wetter hat sich beruhigt und es weht kein Lüftchen mehr. Voller Vorfreude lege ich mich nochmals in den Schlafsack und verbringe entspannt den Rest der Nacht. Die nächsten Tage erlebe ich einsame und wilde Bergsznerie die in tieferen Lagen hin und wieder durch blutrünstige Pferdebremsen gestört wird. Die Pässe über 1800m liegen unter einer Schneeschicht und teilweise bin ich über die Steigeisen froh, da doch einige vereiste und ausgesetzte Passagen zu bewältigen sind. Nach sieben Tagen beziehe ich nochmals Quartier in Bariloche und fülle die Vorräte in meinen Radtaschen auf. Wieder im Sattel bringt mich die legendäre Routa 40 weiter gen Süden. Bereichert von weiteren Trekkingtouren und einigen Tagen Pause bei deutschen Auswanderern erreiche ich die argentinische Pampa, eine durch den Regenschatten der Anden und Föhneffekten entstandene, tausende von Quadratkilometern messende Steppenlandschaft. Oft habe ich von den berüchtigten patagonischen Winden gelesen und gehört. Zahlreiche Warnungen wie, „Mit dem Fahrrad? Machbar aber absolut Grenzwertig!“ Vielleicht gerade durch solche Aussagen angespornt, schiebe ich nun, fahren ist bei dem Seitenwind wirklich nicht möglich, das Stahlross auf einer Schotterpiste entlang. Frustriert setzte ich mich in den Strassengraben, der wenigstens ein wenig Windschutz bietet und stopfe Energieriegel in mich hinein. Total ausgelaugt baue ich das Zelt direkt neben der Strasse auf. Nachts ist es meistens windstill und es herrscht eine Atmosphäre wie in der Wüste.