26.03.2001
Wie immer sind wir zu zeitig fertig. Das Auto holt uns üblicherweise später zur Fahrt in den Lauca-Nationalpark ab. Fahrer und Guide sind freundliche Menschen. Da die Brücke weggespült ist, fahren wir auf Wellblechpiste durch Wüste stetig höher auf mächtigen Bergen aus salzigem Sand.
Den Halt in einem Dorf kann ich zum Fotografieren eines interessanten Friedhofs nutzen.
Mit zunehmender Höhe verdrängt Fels den Sand, die Hänge werden grün, einzelne Exemplare des fast ausgerotteten Kandelaberkaktus (Browningia candelabris) erregen die Aufmerksamkeit. Zum Glück gibt es Fotostop. Der Fahrer deutet auf die Straße, die scheinbar abwärts führt, doch beim Lösen der Bremse rollt das Collektivo rückwärts.
Frühstück ist auf Mittag verlegt, beim Verzehr von Käsebrötchen trinken wir gegen Höhenkrankheit Kokatee. An der Gaststätte steht Inca-Cola.
Die Reise führt durch grandiose Gebirgslandschaft, dabei windet sich die Straße in endlosen Serpentinen. Am höchstgelegenen See der Welt, Lago Chungarà ist das Ziel erreicht. Dahinter in blendendem Weiß stehen prachtvoll die Zwillings-Vulkane Parinacota 6 342 m und Pomerape 6 282 m. Zahlreich grasen zierliche Vicunas, Andengänse und Blesshühner gründeln auf dem See. Der Boden ist bedeckt mit den giftgrünen, voll tausender kleiner rosa Blüten bedeckten, steinharten Llaretta-Polstern (yarette). Die Luft ist kristallklar unter dem tiefblauen Himmel. Das Herz klopft, der Atem fliegt bei hastigen Bewegungen. Die Luft hat einen um die Hälfte reduzierten Druck. Die Landschaft ist traumhaft schön.
Auf der Heimfahrt wird in Putre warmes Essen gereicht, dieses sieht genauso grau aus wie die Lehmhütten des Ortes. Unter den Kindern verteilen wir Schokolade.

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Vor Arica ist ein Stück Straße abgerutscht. Ein Bagger schiebt den Hang ab, große Brocken rollen hinab. Eine lebende Ampel mit grün/roter Kelle sichert den Verkehr vom Straßenrand.
27.03.2001
Das Taxi fährt uns pünktlich zum Busbahnhof. Nach Südamerika-Verspätung geht es Richtung La Paz. Eine Frau kennt keine Zahlen und möchte uns die Plätze streitig machen. Nervend klirrt der Lautsprecher.
Am Fenster zieht die sonnenüberflutete bergige Wüste vorbei. Ich versuche, diese zauberhaften Bilder bleibend aufzunehmen: pastellfarbene Weite unter tiefblauem Himmel, blumengeschmückte Kreuze und üppige Kakteen säumen die Straße.
Wir nähern uns der Grenze zu Bolivien und müssen Fragebögen ausfüllen. Die Höhe spürt man, während die Formalitäten schnell erledigt werden.
Vom Niemandsland blickt man auf die verschneiten Vulkane, links steht trutzig der Sajama 6 520 m, der höchste Boliviens. Dann schließt sich das Altiplano an. Über Stunden fahren wir durch baumlose Weideflächen, Wasserlachen, an roten Tuffbergen vorbei, Schafe und Lamas grasen, grasgedeckte ärmliche Lehmhütten auf
3 800 m. Im Bus gibt es Mittagessen: Reis, Huhn, Rotwein ...
Draußen schauerts, Straßenarbeiter mühen sich primitiv, Zopffrauen betreiben Landwirtschaft, Soldaten langweilen sich vor Kasernen wie Kinderspielplätze und immer wieder armselige, teils zerfallene Lehmhüttendörfer und am Horizont verschneite Bergketten ...
La Paz kommt in Sicht: Hütten, Häuser, Geschäfte, Händler, Ampeln, eine sechsspurige Straße, dichtes Gewühl und Treiben. Plötzlich blickt man 800 m tief in einen Talkessel, lückenlos gedrängt bebaut mit Ziegelhäusern zwischen Straßen und Bäumen. Auf Serpentinen kurven wir abwärts zum Busbahnhof in ein Wirrwarr hunderter Busse. Taxischlepper bedrängen uns zwischen eilenden Menschen. Einer gewinnt, und zu fünft mit 10 Rücksäcken fährt er uns zum benannten Hotel ins Zentrum. Unüberschauliches Verkehrsgewühl ohne Vorfahrtsregeln meistert der Fahrer mutig, während wir aufschreiend nach draußen blicken. Das Hotel wird von Uli und Martina I inspiziert und nicht akzeptiert, aber der Taximann hat schon telefoniert, fährt zum „Morumbi“. Feilschen, Besichtigung - wir bleiben hier. Taubstumme Bedienstete schleppen unser Gepäck. Hastig atmend stapfen wir die Treppe aufwärts. 3 600 m hoch! Abendbummel durch die Altstadt mit ihren hunderten Ständen, Händlern, Gerüche der Straßenküchen und das unbeschreibliche, unentwirrbare Knäuel von Fahrzeugen folgt. Internet, Bankautomaten und Kneipen werden aufgesucht. Und irgendwann merkt auch Martina II, warum sie nie Geld am Automaten erhält. Ihre EC-Karte ist abgelaufen.
In der lauten Nacht und Höhe schlafen wir schlecht.