Auch die vielen landlosen Armen, die mit kleinen Strassenständen oder Bauchläden alles Mögliche verkauften, wurden registriert. Dann erteilte man ihnen eine Genehmigung und stellte ihnen kostenlos ein kleines Blechhäuschen, so eine Art Kiosk, kostenlos zur Verfügung. Steuern brauchen sie keine zu bezahlen. So haben sie die Möglichkeit, etwas Geld zu verdienen und ihre Familien durchzubringen. Auf diese Weise ist die Kriminalität in Manaus drastisch gesunken, und die Stadt gilt heute als eine der sichersten in ganz Brasilien. Dieses staatliche Engagement finde ich sehr nachahmenswert und rechnet sich letztlich auch, denn Armut und Kriminalität und Analphabetentum sind ein Teufelskreis, der letztlich den Staat auch viel Geld kostet. Mit Staat ist hier der Bundesstaat Amazonas gemeint. In den anderen Bundesstaaten wird derartiges nicht praktiziert, so dass es vor allem in den grossen Städten sehr viel Armut und entsprechend hohe Kriminalität gibt.

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Zum Schluss fahren wir noch zum neuen Markt. Die legendären Markthallen, die ebenfalls nach dem Vorbild der Pariser Markthallen erbaut wurden, werden zur Zeit restauriert, so dass wir sie leider nicht ansehen können. Aber auch die wesentlich grösseren neuen Markthallen sind sehenswert, denn dort wird alles angeboten, was man sich nur vorstellen kann. Dort finden wir Riesenberge von grünen Bananen, Mangos, Papayas usw. und ganz kuriose, 50 cm lange, dünne, grüne Bohnen in Bündeln. Solche Riesenbohnen habe ich noch nie gesehen. Es gibt Unmengen von Gewürzen und Medizinkräutern und –pulvern. Sogar pflanzliches Viagra ist zu haben. Toll und höchstinteressant ist auch der Fischmarkt, auf dem alles angeboten wird, was im Amazonas schwimmt. Wunderschöne Tigerwelse liegen hier und auch das Fleisch des Arapaima wird angeboten. Leider können wir den ganzen Riesenfisch nicht sehen, weil er schon filettiert ist. Wir wären gerne noch viel länger durch diesen Riesenmarkt geschlendert, aber es war schon 17.00 Uhr, und wir mussten zurück.

Mit dem Auto wurden wir zum Seitenarm des Rio Negro gefahren, wo ein kleines Boot wartete und uns zur Lodge zurückfuhr bei Sonnenuntergang. Was für ein phantastischer Tag war das heute! Wir sind glücklich und voller Eindrücke.

Nach der längst fälligen Dusche sitze ich auf meinem Bett und schreibe die Erlebnisse des Tages „im Schweisse meines Angesichts" auf. Dauernd tropft mir der Schweiss von den Augenbrauen auf die Brille oder das Papier, und ohne Handtuch komme ich nicht voran. Selbst jetzt am Abend ist es noch unglaublich heiss und schwül. Laut Heinz sinkt hier die Temperatur nie unter 25°. Aber trotzdem will ich die Klimaanlage nicht einschalten. Die Erkältungsgefahr durch den Temperatur-unterschied ist einfach zu gross. Lieber schwitzen wir wie die Menschen hier auch, wenn sie nicht gerade in ihren eisgekühlten Autos sitzen.

Wieder gibt es ein viel zu gutes Abendessen. Das verführt dazu, mehr zu essen, als man braucht oder darf. Aber es geht uns allen so. Wir sitzen, erzählen und lachen und verstehen uns prima. Die Gruppe besteht aus einem Wiener Ehepaar, Christine und Gerhard, einem Berliner Ehepaar, Petra und Lutz, sowie dem molligen, etwas „patscherten" (lt. Christine) Junggesellen Bernd aus Berlin. Dann ist da noch die gazellenhafte Karen aus Berlin und die fesche Gudrun aus Würzburg mit wunderschönen Augen und einer tollen Frisur und nicht zu vergessen, der kleine Gerhard aus der Steiermark, der jede Pflanze und jedes Tier mit lateinischem Namen kennt. Altersmässig sind die meisten zwischen 40 und 50. Tja, und ich bin auch noch da.