Die schwüle Hitze vor dem Flughafengebäude haut mich erst mal um, aber der kleine Bus ist klimatisiert und bringt uns im Stau zum City Day Hotel in Maicetia, das in all den runtergekommenen Häusern und Elendsvierteln wie ein Oase wirkt. Zur Informationsstunde sitzen alle am Tisch. Wir sind ein bunt gemischtes Grüppchen aus zwei Schweizern, zwei Österreichern, zwei Schwaben, zwei Thüringern, einer Mexikanerin mit deutschem Mann und ich, insgesamt vier Paare und drei Singles zwischen 36 und 80 Jahren.

Um 7.00 Uhr Ortszeit bin ich hundemüde, denn meine Bio-Uhr weiss nichts von Zeitumstellung und hat jetzt 1.30 Uhr in der Nacht. Trotz lauter Klimaanlage, die sich nicht abschalten lässt, schlafe ich ganz gut bis gegen 3.00 Uhr. Hunde bellen, Hähne krähen, und ich entdecke in der Küche meines grossen Appartements eine Kaffeemaschine und Kaffeepulver. Um halb vier stehe ich mit selbstgebrautem Kaffee auf dem Balkon und schaue in die Sterne über dem venezolanischen Himmel, bereit für ein neues Reiseabenteuer.

 
Um 7.00 Uhr gibt’s Frühstück, dann fahren wir an der Karibikküste entlang bei Sonnenschein wieder zum Flughafen. Fregattvögel schweben elegant über dem Meer, an Land ziehen sich riesige Elendsviertel die Hänge hoch. Unser Bus tankt 200 Liter Diesel für sage und schreibe zwei US-Dollar! Venezuela ist der fünftgrösste Erdölproduzent der Welt und müsste demnach reich sein mit guter Infrastruktur und funktionierendem Staatswesen. Müsste – ist aber meilenweit davon entfernt, weil die ganzen Erdölmilliarden bei Chavez und seiner korrupten Clique versickern. So ist Venezuela noch sehr rückständig und die Bevölkerung überwiegend arm. Die Leute essen billiges fettes Essen und sehen auch so aus. Soviel Dicke in knallengen Klamotten habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Kurioserweise kommen die meisten „Miss Universum“ aus Venezuela.