Wir fliegen nach Barinas im Westen am Fusse der Anden, die hier immerhin noch 5.007 Meter hoch sind mit dem Pico Bolivar als höchstem Berg. Es ist ein interessanter 50 Minuten-Flug über ein saftiggrünes Land mit viel Ackerbau. Barinas ist das Tor zu den westlichen Llanos (Janos gesprochen), den grossen Tiefebenen Venezuelas, die insgesamt mit den zentralen und östlichen Llanos eine Fläche von rund 300.000 qkm ausmachen und berüchtigt für sehr heisses Klima und Moskitos sind. Es ist kein Gerücht, wie wir sehr schnell feststellen sollten. Grosse Teile dieser Tiefebenen werden in der Regenzeit weitflächig überschwemmt und eignen sich nur zur Viehzucht, allerdings in für uns unvorstellbaren Dimensionen. Sie sind dem brasilianischen Pantanal sehr ähnlich und werden als die „Serengeti Venezuelas“ bezeichnet.

 -Vor dem Flughafen wartet unser kleiner Tourbus mit Gustavo auf uns. Gustavo ist unser Fahrer vom Typ Balu-Bär oder Sumotori und schätzungsweise Ende Dreissig. Er gewinnt unsere Sympathie sehr bald als hervorragender Fahrer, humorvoller und hilfsbereiter netter Kerl. Cilfredo, unser Reiseleiter, ist ein attraktiver Mann Mitte Vierzig mit selten schönen, athletischen Beinen, einem offenen klaren Blick und einer angenehmen Stimme. Die typisch venezolanische Lockerheit und Lässigkeit ist ihm ebenso eigen wie Lachen und Humor. Und toll singen und tanzen kann er auch noch, wie wir später feststellen konnten. Dass seine Informationen über Land und Leute, Flora und Fauna manchmal ziemlich mager waren, habe ich ihm daher leicht verziehen.
 
Nahezu die gesamte Bevölkerung Venezuelas besteht aus Criollos, also Mischlingen aus ehemaligen Spaniern, Indianern und schwarzen Sklaven. Somit sind die Menschen in mehr oder weniger ausgeprägten Brauntönen zu finden, und das finde ich viel schöner als unsere weisse Käsehaut.
 

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Nun also steigen wir in den Bus und beginnen unsere eigentliche Reise, die uns heute nach Südosten zum „Hato el Cedral“ führen soll. Ich sitze in der zweiten Reihe auf der Fahrerseite auf einem Doppelsitz und habe nicht nur Platz, sondern auch eine prima Aussicht durch die Frontscheibe. Der Bus hat an den Seiten dunkel getönte Scheiben, durch die wir hinaus- aber niemand hineinsehen kann. In einem Land mit hoher Kriminalität ist auch das ein Punkt der Sicherheit.