Grummelnd setze ich mich wieder in den Garten, lese Joyce Carol Oates zu Ende, bis Richie angedackelt kommt in Quatschlaune u.a. über seine Reise nach Soveto. Er sei allein unterwegs gewesen, nahm sich am Flughafen ein Taxi, das plötzlich von schwer bewaffneten, brüllenden, finster drein blickenden Schwarzen angehalten wird. Türen werden aufgerissen der Taxifahrer angeschnauzt, der vergeblich versucht die Kerle zu beruhigen. Richie glaubt schon, sein letztes Stündlein habe geschlagen. Nach langem Palaver senken die Typen ihre Kalaschnikovs, knallen die Türen wieder zu, der Taxifahrer fährt weiter und erklärt: My friends!

 

Solche Geschichten sind typisch für Richie und seine humorvolle Art, sie zu erzählen ist es ebenso. Ich könnte ihm stundenlang zuhören.

Um 18.30 Uhr gehe ich duschen, bitte an der Rezeption, mich morgen um 4.00 Uhr zu wecken und mir ein Lunchpaket fertig zu machen, da ich um die frühe Abfahrtzeit keine Chance auf ein Frühstück habe. Immerhin darf ich mir wünschen, was eingepackt wird. Dann wandere ich zum Speisesaal, wo ich einen ausgehungerten Markus treffe. Die anderen hocken noch in der Bar-Ecke. Das Buffet ist üppig: Fischspieß, Riesengarnelen, Crêpes. Jörg bestellt Mangosaft. Nach geraumer Zeit und der 1. Mahnung wird O-Saft geliefert, den er – ganz Reisebürochef und anspruchsvoller Tourist – zurückgehen lässt. Schon im Supermarkt hatte ich eine Szene beobachtet, die Anlass zu der Vermutung gibt, dass man den Seychellois beim Laufen die Schuhe besohlen kann: Ein Mädchen wird vom Chef in eine Arbeit eingewiesen – sie zieht "begeistert" einen Flunsch. Jörgs "fat service lady" hat's auch nicht besonders eilig.

Christian, der schräg gegenüber am unserem Tisch sitzt, frage ich, wo er denn seine Kokosnuss gelassen hat, die er auf Saint Pierre unbedingt ausreißen musste. Er stutzt. Jetzt fällt sie ihm wohl auch wieder ein. – Zu spät! Markus und ich verabschieden uns kurz nach dem Essen. Auch er muss morgen früh raus, weil er mit Air France heimfliegt.

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