Der Zeltplatz in Mescherin ist natürlich Treffpunkt der Oder-Neiße-Radweg-Radler. Wir stellen fest, dass alle Richtung Norden radeln, nur wir sind nach Süden unterwegs. Darüber machen wir uns erstmal keine Gedanken, aber es wundert uns schon. Ein nettes Pärchen aus Sachsen empfiehlt uns ausreichend Wasser und Lebensmittel mitzunehmen, denn die nächsten Etappen führen fast nur noch auf dem Deich entlang und Supermärkte sind erst wieder in Schwedt und Frankfurt. Sie erzählen vom einen Bauernhof mit Zeltwiese bei Lebus, da hätten sie gut und günstig übernachtet.
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Den Bauern bei Lebus merken wir uns und starten am nächsten Morgen bei Gegenwind Richtung Schwedt. Am liebsten möchte ich nur noch im Stehen fahren, seit Pampow schmerzt mein Hinterteil, da helfen weder Gelsattel noch gepolsterter Hosenboden. Heute habe ich zwei Hosen übereinander an, das lindert nur wenig und ist viel zu warm. Werner radelt ganz komfortabel auf seinem Ledersattel von Brooks und kann mein Problem nicht so recht verstehen. Doch die Landschaft ist so schön und urwüchsig, dass ich bald meinen brennenden Hintern vergesse und immerzu die Kamera zücke. In Schwedt gibt es beim Bäcker wieder Kaffee und Berliner. Die Stadt finden wir wenig spektakulär, sie besteht fast nur aus DDR-Bauten, die aber größtenteils restauriert sind. Schnell sind wir wieder an der Flussaue unterwegs. Hier gibt es unzählige Enten, Haubentaucher, Schwäne, Störche, Kraniche, Fischreiher, sogar die recht seltenen Silberreiher segeln über unseren Köpfen zu den Tümpeln und Feuchtwiesen auf die anderen Seite des Radweges, der meist auf dem Deich verläuft und gute Aussicht bietet. Die Wiesen werden nicht gemäht und Nachtkerzen, Wegwarte, Rainfarn, Wiesenkerbel, Beinwell, Schafgabe und viele andere Pflanzen nutzen die Chance zu blühen. Langsam müssen wir uns nach einem Nachtlager umsehen. Unsere Karte zeigt einen Zeltplatz in Neuküstrinchen bei Bad Freienwalde, etwas abseits vom Radweg. Der Ort ist wie ausgestorben, weder ein Hinweisschild noch ein Menschenseele sind zu sehen. Ein junger Mann hat uns aber beobachtet und schickt uns zu dem wirklich vorhandenen (ich hatte nicht mehr daran geglaubt) netten, kleinen Zeltplatz. Ein Bauwagen wurde zum einfachen, aber sauberen Sanitärbereich umgestaltet, ein paar Hütten gibt es auch. Kaum haben wir ein kühles Bier in unsere ausgetrockneten Kehlen gekippt und unser Zelt aufgestellt, beschert uns der Wettergott nach ein paar Tagen Sonnenschein zur Abwechslung wieder mal Regen.