Dank der heilenden Wirkung dieser Weisheit war ich – obwohl sich meine Stimmung anfangs auf die Höhe der Scheuerleisten verkrümelt hatte - nach etwa einer Stunde in der  Lage, das Ganze positiver zu sehen. Bei genauerer Betrachtung der neuen Route fiel mir auf, dass wir ja auch Inseln besuchen würden, die ich noch gar nicht kannte. Schildkröten, die aus Aldabra stammen, würde ich trotzdem sehen. Und war nicht die Hauptsache, dass Jörgs spontanes Angebot es geschafft hatte, mich wieder in einen Flieger zu locken?

Shit happens, mailte ich ihm also zurück und versicherte ihm, dass ich mich nun halt auf einen ganz anderen Urlaub freue. Glück im Unglück ist manchmal eben auch, wenn man eine Reise zum Aldabra-Atoll bucht und auf den Seychellen landet.

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8. 4. 09   Mittwoch

Ich war Jörg ja so dankbar, dass er mir einen Flug um 12.25 Uhr besorgt hatte! Ausgeschlafen erscheine ich am Schalter der Qatar und gehe gleich zum Counter für Busi-Passagiere. Fliegen sie Business? fragt mich die Dame dort. Ich weiß, sage ich, meine Kleidung sieht nicht danach aus, aber manchmal leiste ich mir diesen kleinen Luxus. Außerdem bin ich des Lesens kundig........,  wobei ich mit Augen auf das Schild über mir zeige. Schade, dass sich manche Leute nicht abgewöhnen können, ihre Kunden nach dem Äußeren zu beurteilen.

Die Zwischenlandung in Qatar nutze ich in der Lounge, um allen zu mailen, die von meiner piratenmäßig geänderten Reiseroute noch gar nichts wissen, gönne mir einen Kaffe, der so ausgezeichnet schmeckt, dass ich den freundlichen Kellner  frage, ob er wisse, welche Kaffeesorte das sei. Lavazza, sagt er. Ich bin fast enttäuscht, hatte gehofft, der Kaffee hier komme aus einer der nahe gelegenen afrikanischen Regionen – Äthiopien oder Kenia. Wir plaudern ein bisschen, wobei ich noch etwas anderes überlege, mich aber nicht zu fragen traue:  Was mag dieser junge Mann mit dem hervorragenden Englisch,  den sehr guten Manieren und einem erstaunlichen Allgemeinwissen für eine Ausbildung haben, die er jetzt in einem Flughafenrestaurant vermutlich unter Preis verkauft, weil er anderswo keine Arbeit fand?