Wir kommen in der Stadt Karakorum an, die 1220 von Dschinggis-Khan als Hauptstadt des mongolischen Großreiches gegründet und 1371 von einem chinesischen Heer zerstört wurde. Aus den Trümmern der zerstörten Hauptstadt wurde 1586 das Kloster Erdene zuu gegründet, das erste lamaistische Kloster der Mongolei. Hier sollen bis zu 10.000 Lamas gelebt haben. Im Laufe kriegerischer Auseinandersetzungen mit mandschurischen Besatzern wurde die Klosteranlage schwer beschädigt, später wieder restauriert. In den Jahren 1941 bis 1990 war der Klosterbetrieb eingestellt und fungierte als Museum. Heute sind noch einige Gebäude und die imposanten Aussenmauern mit jeweils 420 m Länge erhalten, die damit ein Klosterareal von 16.000 qm umfassen. Wir werden dieses Kloster erst auf unserem Rückweg besuchen, denn wir wollen erst noch weiter nordwestlich fahren. Hier in Karakorum hört die geteerte Straße auf, und wir fahren und rumpeln und holpern ab jetzt auf Naturpisten durch das Land. Hier überqueren wir den Orchon-Fluß, den mit 1.064 km längsten Fluß der Mongolei, der in den Baikalsee mündet. Unsere Piste weist stellenweise tiefe Furchen auf, und wir schaukeln und hopsen gewaltig. Unser Bus hinterläßt eine enorme Staubfahne. Teilweise laufen 3 - 5 Pisten parallel, denn bei Regen verwandelt sich alles in Schlamm und die Räder hinterlassen tiefe Furchen, so daß immer wieder neue Pisten gesucht werden.

 

Bei einem Jurtendorf machen wir halt, weil es hier Treibstoff gibt, und tanken 650 Liter Diesel und tanken auch die Reservekanister auf. Bis zur nächsten Tankmöglichkeit ist es noch weit. Manche Jurten sind mit Schriftzeichen versehen, die wir natürlich nicht entziffern können, aber es sind Mini-Restaurants, in denen man meist die allerorts übliche Hammelsuppe essen kann. Diese Möglichkeit wird uns jedoch nicht empfohlen, wenn wir keine Magen-Darm-Probleme haben wollen.

Gegen 18.30 Uhr fahren wir auf eine Anhöhe und sind begeistert von unserem ersten Übernachtungsplatz mit traumhaft schöner Aussicht in die Gegend. Nachdem die Männer den Bus aufgebaut haben, schälen und hacken die Frauen 3 kg Zwiebeln für den heutigen Kartoffelsalat. Bei meinem späteren Rundgang entdecke ich tatsächlich einige Edelweiß. Da ahnte ich noch nicht, daß ich diese später noch zu Millionen sehen würde. Zum Abendessen erscheint ein einsamer Reiter bei uns und hält sich ganz dezent im Hintergrund. Er will nur einfach schauen. Schließlich biete ich ihm eine Zigarette an, die er gerne nimmt. Er möchte, daß ich auf seinem Pferd reite, und da ergreife ich die Gelegenheit und drehe eine kleine Runde im Schritt, denn ich wollte den Holzsattel testen, der in meinem Reiseführer als Folterwerkzeug beschrieben wurde. So schlimm schien er mir jedoch nicht zu sein, aber da irrte ich gewaltig, wie ich später noch feststellen sollte.