Stattdessen stehen wir am Ufer eines Sees, der sich bis zum Horizont erstreckt. Nicht nur, dass er uns den Weg abschneidet, er bedeckt auch die Felsen, auf denen sich die prähistorischen Künstler verewigt haben, und den vorgesehenen Lagerplatz.
Die nachmittägliche Hitze flimmert auf dem milchigen Wasser und verwischt den Übergang zwischen Himmel und Erde. Kleine schwarzweiße Vögel, unseren Schwalben ähnlich, schwirren über die Fläche. Ich setze mich ans Ufer, atme tief ein. Wie gut das Wasser riecht.
Hassiba und die Tuareg stehen immer noch auf demselben Fleck. Was mag in ihnen vorgehen angesichts dieses neuen Sees? Ihre Stimmen klingen viel höher als gewöhnlich. Endlich bewegen sie sich, streben auseinander. Hossein rafft seine blaue Ganduhra hoch und stippt vorsichtig einen Fuß ins Nass. Sein Bruder, dessen Name ich mir nicht merken kann, hebt ebenfalls sein Gewand und marschiert zielstrebig hinein. Das Wasser spritzt hoch auf, als er ausrutscht und im hohen Bogen hinein platscht. Vorbei ist der besinnliche Augenblick, raues Männergelächter zerfetzt die sanften Töne der Wüste.
 
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Ich erhebe mich. Mir ist heiß, ich würde ebenfalls gerne ein Bad nehmen und beobachte neidisch Hosseins Bruder, der tropfnass aus dem Wasser stolpert. Wie dünn er ist. Unter den Falten seines Gewands ist mir das bisher nicht aufgefallen. Eine Bö huscht über den Sand, wirbelt kleine Staubspiralen auf und lässt den unfreiwilligen Badegast erzittern.
Was nun? Das Wasser ist zu tief, um die Geländewagen hindurchzujagen. Hassiba hat sich einige Schritte entfernt und starrt auf den See. Die Wüste lässt keine Fehler zu, und er trägt die Verantwortung für uns. Als ich mich nach seinen Plänen erkundigen will, kommt Maggie mir zuvor.
"Hassiba, wir Frauen wollen baden. Entfernt euch mal. Vielleicht findet ihr eine flache Stelle, wo wir übersetzen können."
Ein kurzer Blick streift uns. Ein Wortwechsel auf Arabisch bringt Bewegung in das Quartett.
„Eine halbe Stunde“, ruft Hassiba und rennt hinter den anderen her zu einem der Jeeps, dessen Motor ungeduldig aufjault. Dann rast eine mächtige Staubfahne Richtung Westen - wir sind allein.
Wir werfen die Kleider ab und springen ins Wasser, das uns warm und weich umfängt. Wir albern herum, schwimmen hinaus, tauchen und steigen wieder an Land. Da unsere Handtücher mit der Staubwolke nach Westen verschwunden sind, gestatten wir dem Wind, ihre Aufgabe zu übernehmen.