Im Wageninnern stoßen die Köpfe im Schlagloch-Stakkato rhythmisch gegen die Taxidecke. Die üblichen Pannen und Platten mit eingerechnet, braucht das Buschtaxi fast einen Tag für die 70 Kilometer lange Fahrt von Kumba nach Mundemba.
 
Am Ziel wartet der Korup Nationalpark, der letzte Primärwald Zentralafrikas mit Wurzeln in der Eiszeit, einer der ältesten Regenwälder des Kontinents. Über die Gischtkreisel des Mana-Flusses hinweg führt eine Hängebrücke die Besucher in den Korup. Auch britische Royals haben das schon ausprobiert: Prince Charles drang im Jahr 1990 gerade mal einen Kilometer in den Wald vor. Dabei birgt gerade ein Tagestrail von 20 oder 30 Kilometern ein sinnliches, unvergessliches Erlebnis: Man wird vom Regenwald geradezu verschluckt.
 
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Unterm Baldachin der Urwaldriesen taumeln Schmetterlinge in Sonnenfarben dicht über einem Teppich aus nassem, halb zersetztem Laub, Strohblumen und armdicken Lianen. Dämpfe von schwerer Erde, Most und Moschus strömen betörend vom Boden hoch. Wanderer springen über die Straßen der Treiberameisen und die schmalen, hohen Brettwurzeln der Eisenbäume, pflücken Kola-Nüsse, die pink im
Endlos-Blattwerk schimmern. Aus den Wipfeln dringt das sonore Gackern der Rotschwanzaffen. Tierbeobachtungen im Regenwald sind allerdings selten, weil Primaten und Vögel sich in den oberen Etagen verbergen.
 
Wer auf den rohen Holzpritschen des „Chimpanzee Camps“ mitten im Regenwald übernachtet, den singen die Zirpen in den Schlaf. Zwischen tropischem Regenwaldgürtel und Tschad-See hat Kamerun ein Füllhorn der Landschaftsbilder zu bieten, weswegen die Bewohner ihr Land stolz „Afrique en miniature“,
Afrika im Kleinen, nennen: Die nassen Regenwälder des Südens wuchern neben staatlichen Ölpalm- und Kautschukplantagen. Auf dem Bamiléké-Plateau des Graslands wachsen Kaffee und Eukalyptus, während Mangrovensümpfe die Flussbecken bedecken. Steppen und Savannen prägen den Norden und Extremen Norden, wo Elefanten und Giraffenherden durch den Waza-Nationalpark streifen.