Der Lake-Manyara-Nationalpark

 

ist viel kleiner als die meisten anderen Naturschutzgebiete Tansanias, aber bekannt für seine in den Bäumen lebenden Löwen. Gerade noch hatte unser Dolmetscher erklärt, das mit den „Baumlöwen“ sei mehr ein Mythos, der in allen Reiseführern aufgebauscht werde, er selbst habe das noch nie gesehen. Unser Jeep hatte gestoppt und unsere Afrikafahrer foto­grafierten sich wund an einem kleinen Löwen, der auf einer Lichtung rechts unseres Fahr­zeuges dahintapste. Als ich meinen Blick aber auch nach rechts schweifen lasse, blicke ich genau in die Augen eines  weiteren jungen Lö­wen, der nur etwa 3 - 4 Meter neben uns im Geäst eines Baumes zu unser herübergähnt. Also doch kein Mythos! Auf der Weiterfahrt auch hier Meerkatzen in den dichten Wäldern, eine schier unendliche Palette von exotischen Vogelarten und auf den Savannen wie­der Zebra, Warzenschwein und Co.

Steil führt uns die Piste hinunter in das sagen­hafte, berühmte Wildreservat des

 

Ngorongora Krater

 

 

Heute am frühen Morgen liegt noch Dunst an den bewaldeten Hängen des Ring-Gebirges, das den relativ flachen Kraterboden umgibt. Der Kraterrand zieht sich in einer Höhe von über 2000 Metern um die gewaltige Caldera. Hat man die Talsohle endlich erreicht, ist die Landschaft hier herunten doch nicht ganz so topfeben. wie es von der 600 Meter höher ge­legenen Kraterkante ausgesehen hat. Leicht hügelige Savannen wechseln mit dichten Wäl­dern, idyllischen Bachläufen und einem Soda-See, der wieder die Heimat zahlloser Flamin­gos ist. Im Krater, mit seinem Lebensraum von 260 qkm leben zeitweise bis zu 25.000 Großtiere. Fast überwall weiden Gruppen von Weißbartgnus. Zebras springen auf die Seite, wenn wir mit dem Geländewagen vorüber­ fahren. Etwas abseits äst eine Gruppe Elen­antilopen und am Ufer eines Baches verdöst ein Löwenrudel den Tag. Eine Nashornkuh mit ihrem Kalb wird von einem gähnenden Gepard gelangweilt beobachtet. Die Tompson-Gazellen am gegenüber liegenden Hügel passen da schon eher in sein Beuteschema. Die hier lebenden Tiere verlassen eigentlich nie den Krater. Selbst die gewaltigen Elefan­tenbullen verbringen ihr ganzes Leben hier. Noch nie sah ich solch gewaltigen Stoßzähne bei einem Elefanten wie hier.

 

 

  

Unseren   „Busch-Lunch“   nehmen   wir  am Rande eines lichten Wäldchens. Wir sitzen alle gemeinsam an einer gedeckten Tafel in­mitten der Wildnis. Das Küchenpersonal un­serer Übernachtungs-Lodge war vorgeeilt und hatte hier mitten im Busch ein leckeres Mal für uns vorbereitet. Auch hier lauern wieder überall in den Ästen flinke Affen, um den einen oder anderen Leckerbissen zu stibitzen. Von welchen weiteren Tieren wir noch aus dem Busch beobachtet werden, wollen wir, glaube ich, gar nicht wissen.

 

Nun aber sitzen wir endlich nach den Erlebnissen der vergangenen Tage und besonders nach dem Schreck des heutigen Tages, als sich das Rad vom Jeep verabschiedete, vor unserem Zelt in der abendlichen Weite der

 

Serengeti

 

Immer etwa 30 Meter voneinander entfernt, stehen die Zelte inmitten der Buschsavanne. Unser Zelt ist das letzte im Glied. Zum Küchenzelt, wo wir alle gemeinsam die Mahl­zeiten einnehmen, ist es schon ein kleiner Spaziergang. Hier aus der Ferne hören wir noch nicht einmal das monotone Brummen des Dieselgenerators. Nur das Summen und Zirpen zahlloser Insekten erreicht unsere Ohren. Hier am Ende des Camps erleben wir hautnah die afrikanische Natur. Unweit äsen ein paar Impalas und eine kleine Gruppe Kuh­antilopen prescht mit Riesensätzen durchs Ge­strüpp. Ziemlich schnell wird es dunkel. Vom Küchenzelt weht der laue Wind ein paar Stimmen herüber. Ein paar der Afrika-Aben­teurer haben es sich mit Kilimanjaro-Dosen­bier am Lagerfeuer gemütlich gemacht.

In der Nacht lauschen wir dem fernen Brüllen der Löwen und direkt vor unserem Zelt dem Kichern der Hyänen.

Die nächsten beiden Tage reisen wir mit den Toyotas kreuz und quer durch den Serengeti-Nationalpark. „Weites Land“ bedeutet das in der Sprache der Maasai. Die Flüsse hier kom­men aus dem Norongoro-Vulkanhochland auf dem Weg zum Viktoria-See. An manchen Stellen ragen aus der Ebene bizarr gerundete Granitfelsen wie Inseln auf. Die so genannten Kopjes. Gerne benutzen Raubkatzen wie Löwen oder Geparde diese „Hochsitze“ zur Wildbeobachtung. 1,3 Millionen Gnus ziehen hier über die Grasebenen. 300.000 Steppen­zebras und 230.000 Tompson-Gazellen tei­len sich mit Büffeln, Antilopen und Elefanten das weite Land.

Wir sind hier nur Gäste. Wir staunen über die bis zum Horizont dahin ziehenden Herden. Wir beobachten eine große Anzahl Hippos, die faul im Fluss baden. Beäugt von schläfrig wirkenden Nil-Kroko­dilen am steinigen Ufer. Hoch in einer Ast­gabel entdecken wir einen Leoparden, der sich vor dem darunter liegenden Löwenrudel lieber nach dort oben verdrückt hat.

Und als es dann wieder Abend wird, lassen wir den Glutball der untergehenden Sonne ganz foto­gen hinter einer Schirmakazie versinken.

 

Autor: Frank Hoffmann