Dann taucht Mullah Lalgoll aus Siad Kamarak auf einem Motorrad auf. Ihn hatte ich am vergangenen Tag schon getroffen, als wir ein paar Spezialisten zum Wochenende heim nach Totechi befördern wollten. In Siad Kamarak bauen die Grünhelme eine Schule, an deren Bau Lalgoll als Vorarbeiter teilnimmt. Später wird er der Direktor der Schule sein. Ich frage ihn, ob die Spezialisten gut weggekommen sind, und Randeesh freut sich lautstark, dass Lalgoll und ich uns kennen. Als Lalgoll Randeesh mit aller Ehrerbietung begrüßt, wischt er ihm sogar den Staub von der schwarzen Aktentasche, woraufhin Randeesh väterlich wohlherzig Lalgoll von seiner Unterwürfigkeit befreit. Sofort kniet Lalgoll nieder, nimmt ein wenig Sand von der Straße auf, und streut ihn auf die Tasche. Darüber müssen wir anderen Tränen lachen. Die vorbeiziehenden Dorfbewohner schauen amüsiert zu uns herüber. Ein paar weisen auf meine Kleidung. Ich habe ein afghanisches Hemd zu einer deutschen Hose an, und dazu noch eine Strickjacke um meine Hüfte gebunden. Viele heben fragend ihre Augenbrauen, was diese Kombination denn solle, ich hebe meine Hände und Schultern, da es doch meiner Meinung nach belanglos sei. Wir grinsen uns an, und ich gehe wieder weiter meines Weges.
Durch die Basar-Straße schlendere ich zurück zum Haus der Grünhelme. Selbstverständlich treffe ich im Basar viele Bekannte: da ist Jarmal, einer meiner Tischler-Lehrlinge, mit einem Kumpel, dort sehe ich den Sohn von Nussar Ahmad, unserem Fahrer und Organisator von Lieferfahrten, die kleine Schwester von Asef, dem Watchman der Tischlerei, springt auch hier herum, da vorne sitzt auch wieder der Kerl mit den geröteten Augen vor der Teestube, und winkt zu mir herüber. Ich nicke, winke, grüße, zucke wegen meiner Kleidungs-Kombination die Schultern, und lache mit den Leuten.

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An einem Geschäft bleibe ich stehen und frage nach Westen. Viele männliche Afghanen tragen praktische Westen mit vielen Taschen. Ich möchte mir eine zweite mit nach Deutschland nehmen, habe aber kein Geld dabei. Der Ladenbesitzer lacht und winkt freundlich ab, später, will er mir signalisieren, ginge es doch auch noch. Schließlich kenne man sich doch. Auf dem Weg nach Hause deuten ein paar Vorüberziehende auf die neue Weste. Jede Veränderung wird wahrgenommen, kommentiert und begrüßt.
In letzter Zeit verändert sich Vieles in Afghanistan, und in Zukunft wird die Entwicklung sicherlich noch rapider voran gehen. Speziell in Qara Bagh ist der Frieden bereits angekommen, und Demokratie von vielen gewünscht.