Iran Reisebericht:
Eine Rundreise durch den Iran auf den Spuren des Dichters Hafis
Der große persische Poet Hafis: Dichter, Mystiker, Kritiker
„Durch Wissen kommt der Mensch zur Menschlichkeit.“ Diesen häufig zitierten Aphorismus verdanken wir Hafis, dem bekanntesten Dichter Persiens. Seine Gedichte faszinierten den deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe und inspirierten Schriftsteller und Philosophen wie Friedrich Rückert und Friedrich Nietzsche. Bis heute wird der große Gelehrte und Lyriker im Iran verehrt. In seiner Heimatstadt Shiraz erinnert sein mit einem Pavillon überdachtes Grab an den mystischen Lyriker. Auf Iran Rundreisen, wie sie unter stern-tours.de/iran_rundreisen gebucht werden können, gehört der Besuch seines Grabes zu den Highlights der Reise.
„Jener, der den Koran auswendig kann“
Khajeh Shams-ed-Din Mohammad Hafez-e Shirazi lautete sein voller Name. Schon als achtjähriges Kind hatte er den ganzen Koran auswendig gelernt. Das trug ihm den Beinamen „Hafis“ ein, übersetzen lässt sich dieser Name mit: „Jener, der den Koran auswendig kann“. In fast allen seinen Werken nutzte er diesen ehrenvollen Titel, und unter diesem Namen brachte er es auch in Europa zu Berühmtheit. Viel wissen wir nicht über sein Leben. Geboren wurde er um das Jahr 1320 in Shiraz in der persischen Provinz Fars. Er wurde als dritter Sohn eines recht wohlhabenden Kaufmanns geboren. Der Vater verstarb sehr früh und ließ die Familie in ärmlichen Verhältnissen zurück. Hafis war gezwungen, bei einem Teigmacher zu arbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dabei kam er mit einem Tuchhändler in Kontakt, der das Talent des jungen Mannes erkannt hatte. Er regte ihn an, sich der Poesie zu widmen.
Vom Bäckerlehrling zum Hofdichter
Hafis begann, sich mit persischer und arabischer Lyrik zu beschäftigen. Mit seinen Korankenntnissen fiel es ihm leicht, sich auch theologischen Themen zu widmen. Der Legende nach soll er einige Zeit als Koranlehrer an der Medrese in Shiraz tätig gewesen sein. Unter dem Regenten Abu Ishak brachte er es bis zum Hofdichter, wurde jedoch nach der Eroberung von Shiraz durch Mubariz Muzzaffar seines Postens enthoben. Einige Protestlieder zeugen von dieser Periode seines Lebens. Erst nach dessen Absetzung wurde er wieder eingesetzt. Ob er auch Mitglied eines Sufi-Ordens gewesen ist, lässt sich nicht mehr eindeutig klären. Sicher ist jedoch, dass er ein sehr kritischer Gelehrter gewesen ist, denn er bezichtigte in seinen Schriften sowohl Sufis als auch Rechtsgelehrte der Heuchelei. Die historischen Überlieferungen berichten, dass der große Dichter mit 60 Jahren eine Erleuchtung gehabt hat, nachdem er gemeinsam mit Freunden eine 40-tägige Nachtwache mit Meditationen durchgeführt hatte.
Das Grab des Hafis in den Gärten von Schiras
Sein privates Leben liegt weitgehend im Dunkeln. Mindestens einmal ist er wohl verheiratet gewesen. Sein Sohn aus dieser Ehe überlebte das Kindesalter nicht. 1390 verstarb der große persische Dichter in seiner Heimatstadt. Sein Grab liegt in den Musalla-Gärten in Shiraz, die für ihre Rosenzüchtungen bekannt sind und zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören. Der Pavillon Hafezieh wurde auf Anordnung des letzten Schahs Reza Pahlavi über dem Grab errichtet. Mit etwas Glück können Besucher an seiner letzten Ruhestätte seinen Gedichten lauschen, die von Rezitatoren dargebracht werden.
Gedichte über die Liebe und das Leben
Hafis hat der Nachwelt eine große Anzahl von Werken hinterlassen. Seine Gedichte erzählen von den irdischen Freuden der Liebe, der Jagd und des Trinkens, obwohl der Genuss alkoholischer Getränke den Muslimen verboten ist. Jedoch stehen diese weltlichen Genüsse bildhaft für den eigentlichen Sinn des Lebens, nämlich sich mit dem Göttlichen zu vereinen. Die Liebe zu Gott ist danach der einzige Rausch, der bis in die Ewigkeit wirkt. Viele Verse des Hafis gelten als Meisterwerke der Mystik. Aber auch ganz profane Gedichte über die Liebe, Trennung und die Vergänglichkeit eines Menschenlebens sind erhalten geblieben. Einige der Gedichte richten sich an seine Muse, deren Schönheit er in poetischen Worten preist.
Der „Diwan“ – Inspiration für deutsche Dichter und Philosophen
Hafis bekanntestes Werk ist der „Diwan“, der aus mehreren Hundert Gedichten besteht. Die meisten davon sind Ghaselen, eine besondere Gedichtform, die bereits in vorislamischer Zeit auf der arabischen Halbinsel verwendet wurde. Der „Diwan“ wurde erst nach dem Tod von Hafis zusammengestellt. Ungefähr 1.000 handschriftliche Editionen sind im Orient und in Europa erhalten geblieben, die zum Teil voneinander abweichen. Goethe zeigte sich von dem Werk sehr beeindruckt und verarbeitete es 1819 in seinem „West-östlichen Diwan“. Dadurch wurde die Poesie des Hafis auch im europäischen Raum bekannt. Der Philosoph Friedrich Nietzsche pries in seinen Schriften die Mystik der Gedichte des „Diwans“.
Ein Besuch am Grab des Dichters
Besucher, die den Iran auf einer Rundreise entdecken, finden Spuren des immer noch sehr beliebten Dichters vielen Orten. Vor allem Shiraz steht noch immer ganz im Zeichen des Poeten. Ein Besuch am Grab gehört deshalb fast zum Pflichtprogramm einer Iranreise. Wer sich auf die Entdeckung dieses faszinierenden Landes mit seiner freundlichen Bevölkerung vorbereiten möchte, sollte sich auf der Seite des Iranisch-Deutschen Radios unter german.irib.ir informieren. Neben aktuellen Themen und Nachrichten erfahren Interessierte allerlei Wissenswertes über das Land, das immer noch wenig bekannt ist. Auch über den berühmten Dichter Hafis, seine Poesie und sein Leben sind dort einige Beiträge abrufbar.
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