Chile Reisebericht:
Von Santiago bis La Serena
Nach knapp 17 Stunden begann endlich der Anflug auf Santiago de Chile. Diese Individual Reise hatten wir über zwei Jahre vorbereitet und nun konnten wir es kaum erwarten, alles das zu sehen, worüber wir in zahllosen Büchern und Reisezeitschriften gelesen hatten. Dass wir zumindest von der Landschaft nicht enttäuscht werden sollten, konnten wir schon im Flugzeug merken. Als es immer tiefer sank, war hinter dem Häusermeer von Santiago die schneebedeckte Andenkette zu sehen. Ein grandioser Ausblick, der uns sofort den weiten Flug vergessen ließ.
Ein kurzer Überblick
Chile liegt am Ende der Welt, so wird es jedenfalls in fast jedem Reiseführer beschrieben. Diese Bezeichnung kommt nicht zuletzt von dem berüchtigten Kap Hoorn an der Südspitze Chiles, wo Pazifik und Atlantik aufeinander stoßen. Die extrem starken Winde, die dort toben können, haben schon für so manches Schiff das Ende bedeutet. Bis zu 800 Wracks sollen auf dem Grund des Meeres liegen.
Aber auch wenn man nach günstigen Flügen sucht, kann sich dieser Eindruck durchaus bestätigen. Mit Zwischenstopps ist man da gut bis zu 20 Stunden und mehr unterwegs. Irgendwann landet man dann aber doch in der Hauptstadt Santiago de Chile. Das Land liegt im äußersten Südwesten von Südamerika und grenzt nördlich an Peru, nordöstlich an Bolivien, westlich und südlich an den Pazifischen Ozean, östlich an Argentinien und den Atlantik. Die Fläche ist mit ca. 750.000 km² mehr als doppelt so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Chile ist im Durchschnitt nur ca. 180 km² breit und zieht sich als ein 4.300 Kilometer langer Streifen von Norden nach Süden, immer an der Küste des Pazifiks entlang. Im Osten wird das Land durch die bis zu 7.000 Meter hohen Kordilleren begrenzt. Wenn man die Ausdehnung Chiles auf Europa projiziert, dann reicht es von Nordnorwegen bis in die Sahara.
Chile ist mit nur etwa 15 Millionen Menschen ein dünn besiedeltes Land. Weite Teile sind fast unbesiedelt, da sich die Besiedlungen in den fruchtbaren Zentralzonen und in den Städten konzentrieren. Einsamkeit pur dagegen gibt es beispielsweise in der nördlich gelegenen Atacamawüste, die als trockenste Wüste der Welt gilt. Die wird im Westen von den Küstenkordilleren und im Osten von der bis zu 4.200 Meter hohen Anden-Hochebene eingegrenzt. Auch dort findet man nur wenige Bewohner. Fast noch einsamer wird es im Süden. Hier liegt Patagonien mit seiner einzigartigen Landschaft aus Bergen und Gletschern und der Insel Feuerland, die sich Chile mit Argentinien teilt. Weit draußen im Pazifik schließlich liegen die Osterinseln, die politisch ebenfalls zu Chile gehören, geografisch jedoch Polynesien zugeschlagen werden.
Da Chile auf der Südhalbkugel liegt, sind die Jahreszeiten gegenüber der Nordhalbkugel genau entgegengesetzt. Wir sind im Spätherbst von Deutschland abgeflogen und im chilenischen Frühling angekommen. Aufgrund der extrem unterschiedlichen Landschaftsformen ist natürlich auch das Klima in Chile sehr unterschiedlich. In der Atacamawüste regnet es oft jahrelang nicht, während im fruchtbaren Mittelchile ein mildes Klima mit ausreichenden Niederschlägen vorherrscht und im Süden des Landes oft starke Regenfälle vorkommen. In den Gebirgsregionen gibt es lange und kalte Winter.
Ankunft in Santiago de Chile
Santiago de Chile ist die Hauptstadt und die größte Stadt des Landes. Um die sechs Millionen Menschen leben hier, was man aber gar nicht so merkt. Im Gegensatz zu vielen anderen Megastädten der Region ist Santiago eine sehr angenehme Stadt, fast schon ohne die typische Großstadthektik. Auffällig ist, dass das Straßenbild vielen europäischen Städten gleicht. Es ist eine Mischung aus modernen Bürogebäuden und historischen Stadthäusern. Wenn man beispielsweise auf der Plaza de Armas, dem zentralen Platz Santiagos, sitzt, könnte man meinen, man ist in Frankfurt oder Rom. Man sieht Menschen im Businessdress, die mit ihrem Handy telefonieren, Leute, die shoppen oder sich in Cafés treffen, und das alles sehr gediegen. Die Unterschiede kommen erst nach und nach zutage, zum Beispiel wenn man immer wieder von Chilenen angesprochen wird. Unser Spanisch, das mussten wir leider gleich feststellen, reichte zwar nicht für eine tiefer gehende Konversation aus, aber das war auch egal. Mit nur ein paar Worten wird man im Nu zum „amigo“ und für den nächsten Sonntag zum Grillen eingeladen. Die außergewöhnliche Gastfreundschaft in Chile ist uns auf unserer ganzen Reise immer wieder begegnet.
Wir waren nach unserer Ankunft nur zwei Tage in Santiago de Chile und vor unserem Abflug nur einen Tag, weil wir schnell weiter wollten. Keine Zeit also, um die zahlreichen Einladungen anzunehmen. Für einen Streifzug durch die Stadt war aber genug Zeit. Im Zentrum gibt es ausgedehnte Fußgängerzonen, durch die wir stundenlang gebummelt sind. Am schönsten fanden wir es aber, auf der Plaza de Armas zu sitzen und das Treiben zu beobachten. Der zentrale Platz wird eingerahmt von der Kathedrale, dem Rathaus, dem Historischen Museum und den wunderschönen Arkaden. Sehr genossen haben wir auch den Ausblick vom Cerro Santa Lucia, ein 70 Meter hoher Aussichtshügel in einem Park mitten in der Stadt. Noch besser war der Ausblick vom Giratorio, einem Restaurant im 16. Stock mit Rundumblick, Livemusik und gutem Essen. Dann ging es aber auch schon wieder zum Flughafen und weiter in den Norden nach La Serena.