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Bei uns war alles in Aufruhr, und wir stellten für den Rest der Nacht abwechselnd Wachen auf. Der Rest der Gruppe hatte mit Albträumen und unruhigem Schlaf zu kämpfen, denn nichts ist schlimmer, als im Tiefschlaf so hinterhältig überfallen zu werden. Wir trauten dem Frieden nun nicht mehr, und in der Tat kamen die Diebe (einer hatte im Einbaum im Schilf auf den anderen gewartet) morgens gegen 3.30 Uhr nochmal wieder. Inzwischen war aber der Besitzer des Camps aufmerksam geworden und setzte ihnen mit seinem Motorboot nach. Als er sie fast erwischt hatte, sprangen sie ins dunkle Wasser und schwammen ans sambische Ufer.

Die ganze Nacht hörten wir Trommeln vom anderen Ufer, und uns steckte der Schrecken noch beim Frühstück in den Knochen. Wir konnten aber auch schon wieder lachen. Tage danach sprachen wir immer noch von diesem Ereignis. Den Schrei werde ich wohl so bald nicht vergessen.

Conny tat uns schon ein bißchen leid. Das war nun ihre vierte Tour, auf der etwas schiefging. Erst der kaputte Bus im Amboseli, nun ein kranker Fahrer, der ganz ausfiel. Aber sie wirkte ganz zuversichtlich, und tatsächlich fuhren Justus und Heinz wie versprochen pünktlich mit ihrem Landrover vor, auf dem Ticky hocherhobenen Hauptes saß. Ticky war ein netter Terrier, der Justus gehörte und der die ganze Fahrt im Landrover saß, der hinter unserem Rotel herfuhr. Justus fuhr den Bus bis zum ersten Mittag, dann wurde er von Heinz abgelöst. Zuerst fuhren wir aber noch beim Krankenhaus vorbei, und dann kam Hartmut mit fahrbarem Tropf zu uns raus. Er sah blaß und mitgenommen aus, grinste uns aber schon wieder zu, als wir winkend und hupend diese unselige Katima Mulilo verließen.

Unterwegs am Okavango

So langsam verließen wir den Sambesi, der nach dem Nil und dem Kongo der drittgrößte Strom Afrikas ist und sieben Anrainerstaaten hat. Heute hatten wir eine lange Strecke vor uns, denn unser Ziel war die Kaisosi Safari Lodge im 530 km entfernten Rundu. Durch trockenes Buschland ging die Fahrt parallel zur Grenze von Angola und immer am Okavango entlang. Dieser Fluß hat für mich seit Jahren einen unerklärlichen Reiz, und nun, als ich ihn tatsächlich vor Augen habe, weiß nicht so recht, was mich daran fasziniert. Ich muß wohl doch erst sein Delta kennenlernen, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Hier hat es längere Zeit nicht geregnet, dabei wäre nun an sich Regenzeit. In Namibia und auch in Südafrika wird wegen der ungewohnten Trockenheit eine Jahrhundert-Dürrekatastrophe befürchtet, und wir hörten später immer wieder die sorgenvollen Farmer, deren Maisfelder nur noch als Viehfutter taugten. Auch Justus war davon betroffen. Er rechnete damit, daß bald das Wasser rationiert würde. Dabei sollte der Caprivi-Zipfel, durch den wir immer noch fuhren, eigentlich die Kornkammer Namibias sein.

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Wir fuhren über unwahrscheinlich staubige Piste und hinterließen gigantische Staubwolken hinter unserem Riesenbus. Wenn uns eines der seltenen Fahrzeuge entgegenkam, fuhren auch wir eine Weile ins Blinde, weil der Staub viel dichter als Nebel war. Unterwegs machten wir hin und wieder unsere Buschpausen (Damen links, Herren rechts), Conny verteilte kühle Getränke und Goethe gab wieder "kluge" Kommentare dazu. Er laberte Conny die Ohren voll und schließlich sagte er zu ihr: "Ich bewundere Dich, wie Du den ganzen Mist verdauen kannst, den ich an Dich ranschwätze!" Klar, daß Conny da bloß noch lauthals lachen konnte. Wenn jemand weiß, daß er "Mist" redet, ist das ja auch schon was wert. Mit solchen Bemerkungen nahm Goethe uns immer wieder den Wind aus den Segeln, wenn er uns nervte.

Schließlich fand unsere Mittagspause direkt am Ufer des Okavango statt. Ins Wasser durften wir wegen der Krokodile nicht, aber es war wenigstens ein sehr schöner Anblick. Heute gab es bei Dieter und mir ausnahmsweise mal Corned Beef mit Brot anstatt Brot mit Corned Beef! Also zu Hause werde ich dieses Zeug nicht mehr anrühren, das gibt es erst wieder auf der nächsten Rotel-Reise, und wann die sein wird, steht noch in den Strernen!