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Ich kaute eine ganze Weile an meiner Enttäuschung herum. So ganz schluckte ich das noch nicht, denn wenn wir dem Bus die 500 km bis Windhoek zutrauen konnten, dann hätten ihn die 92 km zu den Robben wohl auch nicht umgeworfen. Aber ich mußte die Entscheidung akzeptieren und fand mich schließlich auch damit ab.

Sepp meinte scherzend zu Conny, daß er so bald nicht wieder mit ihr fahren würde, weil bei ihr entweder der Bus oder der Fahrer kaputt ginge...!

Die Straße führte in unmittelbarer Nähe des Atlantiks parallel zum Strand entlang. Jede Menge Angler waren zu sehen, und eine Menge Autos gab es hier auch schon. Dabei waren wir immer noch mitten in der trostlosen Öde der Namib-Wüste, und kein Baum und kein Strauch wuchs hier. Links hatten wir Fata Morganas, rechts das wirkliche Wasser.

Im Swakopmund, das erst 1892 gegründet worden ist, hat man das Gefühl, in einer verträumten kleinen deutschen Stadt zu sein. 80% der Bewohner sind deutschstämmig. Alles ist picobello sauber und niedlich und gemütlich, es gibt sehr gute Geschäfte und Cafés und dazu Palmen und einen herrlichen Sandstrand mit tollen Hotels. Die Hauptstrasse der Stadt ist auch heute noch die Kaiserstrasse. An der Hafenstrasse stand das Hotel Schweizer Haus mit dem berühmten Café Anton, und von meinen Freunden aus Berlin wußte ich, daß in Swakopmund auch ein sehr guter Juwelier zu finden ist, der exclusiven afrikanischen Schmuck und andere Juwelen führt. Wir stöberten erst in der deutschen Buchhandlung herum und fanden jede Menge wunderschöner Bücher und Bildbände über alles, was uns im südlichen Afrika faszinierte. Ein herrliches Exemplar von Bildband wurde mein. In einer kleinen, aber sehr feinen Galerie entdeckten wir tolle Zeichnungen und Bilder und Karten. Die Bilder mußten wir dort lassen, aber einige Karten erstanden wir hier. Für einen Besuch beim Juwelier reichte die Zeit nicht mehr, aber nachdem Conny dort mit einem Ring liebäugelte, räumte sie uns gute Chancen ein, am nächsten Morgen noch einmal in die Stadt zu fahren. Sie wollte sich den Ring nochmal genauer ansehen.

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Als wir wieder ins Freie kamen, staunten wir nicht schlecht über die unglaublichen Nebelschwaden, die jetzt in großen Wellen vom Atlantik über die Stadt zogen. Naßer, salziger, ekliger Nebel legte sich über alles. Unsere Haare und Kleidung wurden klamm und widerlich und die Luft so dick, daß wir nicht mehr fotografieren konnten. Mir kam das vor wie die Kulisse für einen englischen Krimi. Ihgitt, ich fand es scheußlich, denn es erinnerte mich an den heimatlichen Bodensee im November, wenn wir oft 8 oder 14 Tage lang die Sonne nicht sehen und nur noch im Nebel tappen. Genau dem wollte ich hier ja entfliehen.

Drei Männer im Nebel

Als die Läden nach und nach schlossen, fuhren wir zur Meile 4, unserem Cam-pingplatz. Wie der Name schon sagt, lag dieser größte Campingplatz des ganzen südlichen Afrikas 4 Meilen vor der Stadt, und hier wurde es erst recht unheimlich. Der Platz lag direkt am Meer in dickem Nebel. Die Brandung tobte und Möwen schrieen, und auf diesem riesigen, unüberschaubaren Platz am Meer waren wir die einzigen Gäste! Hier war ja Herbst, und die ungemütlichen naßkalten Nebel hatten alle Urlauber vertrieben. Nur die armen Rotelisten mußten in dieser Gruselkulisse ausharren. Als ich gegen den Wind kämpfend zum Strand lief und durch meine "benebelte" Brille fast nichts mehr sah, entdeckte ich plötzlich in einer Entfernung drei Männer, die der Brandung des Meeres zusahen. Was für eine Kulisse! Hier hätte Hitchcock nichts mehr hinzufügen müssen, es war gruselig und unheimlich. Ganze Schwärme von schwarzen Krähenscharben taten ein Übriges. Der Nebel schluckte und versteckte alles. Hier hätte alles passieren können ohne Zeugen.