Die Offenheit und Ehrlichkeit der Eritreer sind beispiellos und die wenigen Touristen werden mit einer fast schon beschämenden Freundlichkeit aufgenommen. Ob im Bus oder in der neuen Bahnverbindung nach Massawa, stets wird man freudig begrüßt. Die Strecke nach Massawa am Roten Meer schlängelt sich 180km durch die Berge und überwindet dabei 2.300 Höhenmeter, vorbei an atemberaubenden Bergpässen und dürfte zu den spektakulärsten Strecken Afrikas gehören. „Als wir nach der Befreiuung bei den Italienern angefragt haben, ob es Sinn macht, die zerstörte Strecke wieder aufzubauen, haben diese nur abgewinkt. Daraufhin haben wir die alten eritreischen Ingenieure und Lokmechaniker aus dem Ruhestand geholt und mit denen zusammen die Strecke wieder instandgesetzt.“ kommentiert Teskel, Chefmechaniker der Eritreischen Nationalbahn. Seit dem 17.Oktober verkehrt jetzt ein Diesel-Triebwagen aus den 60er Jahren täglich auf der Linie, für Touristengruppen wird auch mal die alte italienische Dampflok aus dem Lokschuppen geholt, die auch nach 70 Jahren die Strecke ohne Probleme bewältigt.

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In Massawa mittags angekommen, wird man von der drückenden Hitze fast erschlagen. Bei 45 Grad im Schatten und einer drückenden Luftfeuchtigkeit regt sich kein Leben in der Stadt. Die Geschäfte und öffentlichen Einrichtungen sind geschlossen, die Einwohner machen Siesta, möglichst in direkter Nähe zu einer der ständig laufenden Klimaanlagen. Trotz der Hitze, die einem innerhalb von Minuten den Schweiß aus den Poren treibt, ist Massawa das bevorzugte Wochenendziel der Asmarinos. Es locken die schönen Strände und das klare Wasser des roten Meeres. In letzter Zeit wird Massawa auch zunehmend ein Urlaubsziel für Taucher, da die vorgelagerten Riffe im Dahlak Archipelago durch den 30jährigen Krieg noch weitgehend unbefischt und naturbelassen sind. Die alte Hafenstadt war schon früh der wichtigste Handelspunkt Eritreas, besetzt von Portugiesen, Türken, Ägyptern Briten und Italienern liefen alle Arten von Waren durch den Hafen, ob Sklaven, Giraffen, Myrrhe oder Perlen, unter allen Besetzungen blühte der Handel. Jede Nation hat auch ihre Spuren hinterlassen, so wirkt die Stadt heute mit ihren geschwungenen Arkaden, den hölzernen Balkonen und alten Moscheen wie aus einem der Märchen aus 1001 Nacht. Allerdings haben die Flächenbombardements der Äthiopier auch ihre Spuren hinterlassen: der ehemalige Kaiserpalast des Haile Selassie verfügt nur noch über die Hälfte seiner ehemals reich verzierten Kuppel, in den Nebenstrassen finden sich Gebäude, deren Inneres ein einziges Trümmerfeld ist. Mit Hilfe der Unesco soll jetzt allerdings dieses wunderschöne architektonische Gesamtbild wieder aufgebaut werden.