In Elmina, ebenfalls ein ehemaliger Sklavenhandelsplatz, übernachten wir in einem schönen Strandressort, gesäumt von Kokospalmen. Es grenzt direkt an ein Slum, in dem Schweine im Müll wühlen und Kinder mit zerrissenen T-Shirts ihren Notdurft im Sand verrichten. Die Wellen des Atlantiks sind hart und fordernd, die Gischt glitzert weiß in der Sonne. Es ist eine Mutprobe, ins Wasser zu gehen, und eine Erleichterung, wieder an den Strand zu kommen. Ein Strandwächter erzählt mir, dass viele hier ertrinken, vor allem, wenn sie durch die Wucht der Wellen an die dunklen Felsen geschlagen werden. Ich kann mich nicht an der Schönheit des Meeres satt sehen und sitze lange auf der Strandschaukel, die bei Flut direkt über dem Wasser schwebt.
 
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Zwei Tage später ist Ökotourismus angesagt und führt uns in die höchsten Höhen des Regenwaldes: „Canopy Walkway“ nennt sich der Pfad, der über schaukelnde Hängebrücken von Baumkrone zu Baumkrone führt. Weltweit gibt es davon nur noch zwei andere, in Peru und Neuseeland. Das Panorama in dem Naturschutzgebiet Kakum National Park ist atemberaubend – davon bekommen diejenigen, die von Höhenangst geplagt werden, allerdings nicht viel mit. Weitere Mutproben warten später noch auf uns. Zuerst hören wir in einem kleinen Amphitheater unter einem ausladenden Baum noch einen Vortrag von Prof. Gordon über Naturschutz in Ghana – und erfahren mit Schrecken, dass fast alle der wenigen Naturschutzgebiete des Landes in den nächsten Jahren wohl oder übel dem Bau von Staudämmen und Wirtschaftszentren geopfert werden.
 
Nach dem Mittagessen auf einer Krokodilfarm („Hanns Cottage“) werden die Teilnehmer vom Restaurantpersonal eingeladen, die Krokodile zu streicheln. Das halte ich zunächst noch für einen Witz, doch kurz darauf knien bereits Chidiogo und Nicolas neben zwei Krokodilen, ihre Schwänze berührend, und grinsen in die Kameras. Das eine hat bereits das Maul weit aufgerissen. Das andere Krokodil schnellt plötzlich zur Seite, Nicolas springt auf, und die Menschentraube um ihn herum weicht erschrocken zurück. Jetzt fällt mir erst auf, dass die kleine Insel, auf der wir stehen, zu allen Seiten von Krokodilen betreten werden kann. Deshalb bin ich froh, als wir alle unversehrt zum Reisebus zurückkehren und das Gelände verlassen.