Die kürzlich erst geschehenen Massaker in der weiter im Norden gelegenen Stadt Jos lassen uns mit Sorge weiter in den Norden reisen. Unser nächster Stopp ist die traditionsreiche Handelsstadt Kano – mit ihrer tausendjährigen Geschichte die älteste noch bestehende wichtige Stadt in Afrika südlich der Sahara. Das Klima dort ist heiß und trocken, sehr angenehm nach der tropischen Schwüle der vorherigen Tage. Wir besuchen den traditionsreichen Markt und lassen uns von Verkäufern umgarnen. Wir fahren an Villen und Palästen vorbei. Und wir sehen viele Kinder, die unter sehr dürftigen Bedingungen Unterricht in den so genannten Al-Madri Schulen erhalten und nichts lernen, womit sie sich in der modernen Welt zurechtfinden könnten.
 
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Auf dem Weg zurück in Richtung Süden, durch eine spärlich bewachsene trockene Landschaft machen wir einen Zwischenstopp in Zaria, um den tausend Jahre alten Palast des dortigen Emirs zu sehen. Die bunt bemalte Fassade und die kunstvoll restaurierten Innengemäuer sind auf jeden Fall einen Besuch wert, und erinnern an die Stadtkultur der Volksgruppe der Hausa und an die Blütezeit der Handelsstraßen in der ganzen Region.
 
Die letzte Station unserer Reise ist Abuja, seit 1991 die Hauptstadt des Landes. Größer hätte das Kontrastprogramm gar nicht sein können. Diese Stadt ist eine auf dem Reißbrett entstandene Utopiestadt. Breite Straßen, große Gebäude, pastellfarben bestrichener Spannbeton wohin man nur blickt. Unzählige blaue Lastwägen, mit dem Logo von Julius Berger, dem Bauunternehmen, das diese Stadt aus der Erde gestampft hat und immer weiter ausbaut, fahren geschäftig hin und her. Die Nigerianer in unserer Gruppe hatten uns vorher vorgeschwärmt, wie praktisch und schön diese Stadt sei. Wir Deutschen versuchen erfolglos, Gefallen an ihr zu finden. Wir vermissen hier das Gefühl von Kultur, Geschichte und natürlich gewachsener Umwelt, und stören uns, noch in Gedanken an die Eindrücke der letzten Tage, am Prunk der Kathedrale und der Moschee. Am Straßenrand in den Außengebieten der Stadt grasen Rinder und Schweine auf riesengroßen Flächen von Plastikmüll. Daran müssen wir noch denken, als wir das wohlschmeckende Fleisch vom Hotelbüffet probieren.
 
Nach 20 Tagen voll mit Programm ist der Tag der Rückreise plötzlich gekommen. Für die einen geht es nun zurück nach Deutschland, für die anderen nach Sierra Leone, Guinea, Kamerun, Ghana, Tansania und andere Städte in Nigeria. Wir haben wir eine beachtliche Reiseroute und einige unvorhergesehenen Mutproben hinter uns gebracht. Und jetzt, durch den Kontakt mit unseren neuen Freunden und den gemeinsam geplanten Projekten – unter anderem im Umweltschutz – geht die Reise erst richtig los.