Schnorcheln mit Meeresschildkröten, Meeresschildkröte unter Wasser
 

Seychellen Reisebericht:
Schnorcheln mit Meeresschildkröten

Für Meeresschildkröten nehme ich so manches auf mich, unter anderem eine Stunde Speedbootfahren. Während sich die beiden Inder vor mir übergeben, fällt mir allerdings schlagartig ein, dass sich die Szenen in Speedbooten auf den verschiedenen Kontinenten dieser Welt ziemlich ähneln: Die meisten um mich herum bedienen sich der Tüten und ich frage mich nicht nur, welche Tüte meine ist, sondern auch, warum in Gottes Namen irgendjemand Speedboote erfunden hat.
 
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La Dique hat deshalb zunächst den Nachteil, dass ich es leicht verzerrt wahrnehme, und es mir mit meinen wackligen Beinen weitaus lieber gewesen wäre, einen der Ochsenkarren zu chartern, der uns zu unserem Bungalow bringen würde, als mit unseren schweren Rucksäcken den Küstenweg entlang zu wanken, richtige Straßen gibt es hier glücklicherweise nicht. Aber mein Mann ist ein typischer Mann: Er fragt nicht gern, sondern handelt lieber.
 
Und er liebt körperliche Herausforderungen, beispiels­weise Rucksäcke über halb La Dique zu schleppen. Folglich war ich etwas geschafft, als es uns mittags endlich gelungen war, zu Fuß den Bungalow zu erreichen und auch noch fürs Wochenende einzukaufen. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir aussuchen, wovon mir schlecht war: Vom Speedbootfahren, dem Schleppen des Rucksacks oder den Preisen. Aber der Ausblick ist dafür umso gigantischer: Direkt vor unserer kleinen Terrasse fällt die Wiese mit ein paar Kokospalmen zum Strand ab und nur 20 m von mir entfernt brandet das smaragdgrüne Meer auf den weißen, weichen Sand, eingerahmt von ein paar warm-braunen Granitfelsen. Hier ist ein gutes Fleckchen, ich spür es sofort. Da macht es mir auch gar nichts, dass in diesem Häuschen das meiste nicht wirklich funktioniert. Die Dusche hat kein Wasser, die Toilettenspülung grunzt auf der Suche nach den letzten Tropfen, der kleine Safe schließt nach dem ersten Probeschließen so gut, dass er nicht mehr aufgeht, und der Ventilator im Schlafzimmer lässt sich nicht mit den dafür gedachten Schnüren stoppen, sondern nur, wenn man sich kraftvoll gegen den Lichtschalter wirft. Logisch. Das alles macht gar nichts. Ich mag diese Schrägheiten. Die Normalität beispielsweise, mit der unter dem Korallenstein, der die Tischdecke unseres Terrassentisches vor dem Wegfliegen bewahren soll, eine Eidechse wohnt. Wie langweilig wäre eine stereotype Villa, wie wenig geheimnisvoll. So weiß man wenigstens nicht, was im nächsten Moment passiert: Lugt die Eidechse vor oder ein Spinnchen, geht das Licht an oder der Ventilator. Selbst das einfachste Leben kann auf diese Weise unwahrscheinlich aufregend sein. In meinem Übermut fang ich prompt an zu kochen, was mein Mann sofort mit der Videokamera dokumentiert und die Kinder mit mir unbegreiflichen Lachanfällen begleiten. Unverschämtheit, ich sollte sie hungern lassen.