Die Landschaft suedlich Khartums ist bis auf die Ufer des Blauen und Weissen Nils recht karg und trocken. Endlos weit scheinende, savannenartige Ebenen, dazwischen recht aufgeraeumt aussehende Strohhuettendoerfchen und kaum Verkehr. Als wir El Obeid immer naeher kamen, sahen wir auch die ersten Affenbrotbaeume in der flimmernden Hitze aufragen, sie wirken wie riesige Baeume, die irgendwer verkehrt herum in den Boden gestopft hat. In El Obeid kamen wir kurz vor Sonnenuntergang an und waren froh, dass Ihsan, Taha’s Schwester englisch sprach. Wir trafen uns mit ihr an einer Tankstelle und folgten ihr nach Hause. Woran man sich in diesen Teilen der Welt als erstes gewoehnen muss, ist, dass einen immer jemand an- oder hinterherstiert. Wir haben auch auf dem Weg nach El Obeid keine weissen Menschen gesehen. Ihsan und ihr Mann waren sehr gastfreundlich, schienen erfreut ueber unseren Besuch und mit Hand, Fuss und Englisch sprachen wir ueber unsere Reise und den Sudan. Natuerlich durften wir nach dem Abendessen nicht mehr wegfahren, sondern „mussten“ uns erst eine Nacht ausruhen, bevor wir weiterfahren konnten. Am naechsten Morgen machte uns Ihsan ein herrliches Fruehstueck mit gebratener Leber, einer scharfen Sauce, Tameeyia (sudanesische Falafel) und Bohnen. Und sogar noch selbstgemachten Kuchen und Saft aus der Affenbrotbaumfruchht! Wow! Wir verabschiedeten uns und begaben uns auf unseren Weg nach Kadugli, noch 350 km entfernt. Wir freuten uns anfangs ueber den Asphalt, der sich jedoch nach einigen Kilometern verlor und in eine ausgewaschene Schotterstrasse ueberging. Oftmals fuhren wir auch einfach neben der Strasse durch den Busch, weil es da weniger ruckelte und schaukelte. Die Fahrt nach Kadugli dauerte fast den ganzen Tag, sodass wir dann am spaeten Nachmittag unser Lager unweit der Stadt irgendwo im Busch aufschlugen. Natuerlich hatten wir in unzaehligen Medienberichten ueber die gefaehrliche Sicherheitslage im Sudan gehoert und gelesen, aber hier im Lande sieht es anders aus – wir sind ja nicht im Darfur!
Am naechsten Morgen trafen wir uns in Kadugli mit Hafiz, Taha’s Freund, dem Offizier, welcher uns mit Jabir bekanntmachte. Jabir ist 23, arbeitet als „information officer“ fuer die SPLA/M (Sudanese People’s Liberation Army/Movement) und erklaerte sich bereit, uns durch Kadugli und die Nuba Berge zu fuehren. Er war uns gleich von Anfang an sympathisch. Das ist eine andere Sache hier in Kadugli – wir moegen die Menschen hier sehr, man sagt, im Suedsudan sind die Afrikaner am schwaerzesten und ich muss sagen, dass es wahr ist. Die Staemme hier haben sehr fein geschnittene Gesichter, sind wirklich rabenschwarz und viele Stammesangehoerige haben verschiedene Narben im Gesicht, Punkte oder Schnitte.