Wir haben Jabir Tutu vom Kadja-Stamm sehr viel zu verdanken, durch ihn lernten wir viel ueber die tragische Geschichte des Sudans und machten Bekanntschaft mit sehr vielen Leuten und Staemmen in Kadugli. Wir konnten diesem Landstrich jedoch ansehen, dass hier 22 Jahre lang ein Buergerkrieg wuetete, der erst im Jahre 2005 sein Ende fand, es seitdem aber eher einem Waffenstillstand als einem Frieden gleicht. Wir sassen in der guten Woche, die wir hier verbrachten, sehr oft in einem der Strassencafes und unterhielten uns, wenn sprachlich moeglich, mit einigen Leuten. Die Strassencafes uebrigens sind nichts weiter als eine „Kaffeefrau“, die mit einem Waegelchen mit unzaehligen Glaesern Kraeutern, Kaffee und Tee an einer Strassenecke steht, ein paar Plastikstuehle im Kreis aufstellt und ueber einer Art Holzkohlegrill Wasser und Milch kocht.

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Hier sitzt man dann zu jeder moeglichen Tageszeit und trinkt Kaffee. Nachts hat das ganze dann noch mehr Charme, weil es in Kadugli Stromprobleme gibt, sitzt man dann in voelliger Dunkelheit, erkennt nur das Glimmen der Holzkohle, leuchtende Mobiltelefone und die weissen Zaehne der Sudanesen. Und nur zu oft trifft man hier auf die lebenden „Opfer“ des Buergerkrieges – zumeist recht junge Maenner, die ihre psychische Gesundheit im Krieg unwiederbringlich verloren haben und nun halbverrueckt nachts im Cafe sitzen und ihre verworrenen Geschichten erzaehlen. Traurig!

 Wie kamen wir zu dieser Hennazeremonie im Kadugli-Stamm? Jabir wollte uns den groessten Stamm der Gegend zeigen und so waren wir nach Hadjaralmak gefahren, einem „Doerfchen“ ausserhalb Kaduglis. Dort lernten wir Mohammad Rahal Mohammad Rahal (ja, zweimal!) kennen, den Haeuptling des Kadugli-Stammes. Mit ihm sassen wir zusammen unter jenem Baum, unter dem wir gerade sitzen und voller Wunder auf Andrea’s Haende und Fuesse schauen, beobachten, wie die Frauen singend kleine Meisterwerke mit Henna zeichnen. Mohammad Rahal hatte uns viel ueber seinen Stamm erzaehlt, zeigt uns Photos seiner Vorfahren, halbvergilbte Aufnahmen eines britischen Kolonialisten, der einem schwarzen, praechtig geschmueckten Mann die Hand reicht. Mohammad Rahal erzaehlte uns von den Leiden seines Volkes, Verluste, die alle hier hinnehmen mussten, als der Buergerkrieg die Nuba Berge erschuetterte. Viele Maenner sind gefallen, viele Frauen vergewaltigt worden. Mohammad Rahal sieht traurig aus, wenn er das erzaehlt. Und wenn man den schwarzen Sudanesen glauben kann, ist das alles nur, weil der Sudan ein natuerliches Konfliktpotential traegt – er ist eine Grenze zwischen arabischer und schwarzafrikanischer Welt. Genau das ist laut unseres Haeuptlings hier passiert – Nordsudan und seine Araber wollen sich die Schwarzen im Sueden unterwerfen, die jedoch geben nicht klein bei – und schon hat man den schoensten Buergerkrieg geschaffen.