Eine gründliche Observation des Bodens hat auch andere Vorteile. Links und rechts des Pfades stehen hier zahlreiche „Pitchers Plants“, krugartige Gewächse, oft halb mit Wasser gefüllt, die zur Familie der karnivoren Pflanzen zählen. Ein wirklich faszinierendes Bild, da sie oft in kleinen Gruppen auftreten. Eine andere Art hängt von Sträuchern herab und verfügt über einen langgezogenen Kelch, ähnlich einer schmalen, umgestülpten Glocke. Langsam verließen wir das Hochplateau und die Vegetation wurde dichter. Der Dschungel hatte uns wieder, die Luftfeuchtigkeit stieg merklich und näherte sich wohl der 100-Prozent Marke. Zu diesem Zeitpunkt war wohl kein Stück trockener Kleidung mehr an uns zu findet – dennoch krempelten wir die Hosen wieder runter – die Gefahr von Moskitostichen wurde einfach zu groß und ich wollte mich nicht ausschließlich auf meinen australischen Mücken-Buster mit 35% DEET-Anteil verlassen; dem puren Gift. Je weiter wir in den Dschungel eintauchten, desto bizarrer wurde die Landschaft. Riesige Felsbrocken ragten hochauf, und immer wieder führten Höhlen tief in das Gestein. Komplettiert wurde die verwunschene Landschaft durch riesige Farne, mit nagelartigen Stacheln bewehrte Sträucher und alles überragende, bemooste und von Lianen bewachsene Bäume. Weiter schlängelte sich der Weg durch diesen ökologischen Märchenwald und nur der Weg mit seinen häufiger werdenden Stiegen zeugte von menschlicher Präsenz.
Und dann passierte es. An einer schlüpfrigen Stelle glitt ich aus, ergriff ein Geländer, um sekundenbruchteile später die Hand wieder mit einem Schrei zurückzuziehen und wie wild gegen den Oberschenkel zu schlagen. Ich hatte mitten in eine Ameisenstraße gegriffen. Rund ein Dutzend Tiere klebten zerquetscht auf dem Handlauf, einige weitere auf meiner Hose. Ich fühle nur ein mäßiges brennen auf der Handinnenseite. Bei diesen fast doppelt so großen Ameisen, wie wir sie kennen, mochte ich gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn ich nicht so schnell gehandelt hätte. Auf der anderen Seite ging es hier metertief hinab, also doppeltes Glück gehabt. Auch Camilla hatte sich durch meinen Aufschrei sehr erschrocken und war instinktiv zur Seite gesprungen. Sie hatte eine weitere Schlange gefürchtet und nun froh, dass es sich lediglich um recht harmlose Krabbeltiere handelte.
Überall verschwenderisch, üppige Vegetation, immer wieder von einzelnen Baumriesen überragt. Ein Dschungel wie aus dem Bilderbuch, denke ich, während ich mich an einer handgroßen Spinne, im Zentrum ihres Netzes lauernd, vorbeidrücke. Aber auch wenn man kein Tier erspähen kann, immer wieder raschelt es im Unterholz und exotische Schreie gellen durch den Busch. Gruselig, wie muss es hier erst in der Nacht sein? Jetzt, fast wieder auf Meereshöhe angekommen, ist es erdrückend schwül und der Boden wird immer feuchter. Den letzten halben Kilometer führte der Pfad über eine erhöhte Holzkonstruktion. Eine moorige, sumpfige Landschaft- ein Brutplatz für Myriaden von Moskitos. Und noch eine weitere Gefahr erwartete uns zu Ende des Trails wieder, die „naughty monkeys“. Aber die betrachteten wir jetzt nur noch mit einem müden Lächeln.